Anmerkung:
Wie ihr bestimmt gemerkt habt, schreibe ich hier momentan wenig. Wer mehr lesen möchte, der kann mir auf facebook folgen: https://www.facebook.com/sandra.norak89/
Und hier ein Programmhinweis für nächste Woche Dienstag, 22:15 Uhr, ZDF, zum Thema „Loverboys“: https://www.presseportal.de/pm/7840/4671786
Manche fragen mich, wie ich auf den Namen „Sandra Norak“ gekommen bin. Hier die Geschichte:
Dass das nicht mein echter Name ist, wurde schon oft gesagt, obwohl: Sandra ist tatsächlich mein echter Vorname. Den Nachnamen „Norak“ habe ich mir ausgesucht. Er geht auf eine Frau zurück, eine Prostituierte, die ich in einem ziemlich üblen Flat-Rate-Bordell traf. Ihr Name war Carolina, sie kam aus Ungarn und war einer der herzlichsten Menschen mir gegenüber, die ich jemals kennengelernt habe, trotz der mehr als traurigen und prekären Umstände damals in diesem Club. In diesem Flat-Rate Bordell, in das mich mein Zuhälter in den Schulferien einquartierte, haben wir bis zu 20 Freier pro Tag „bedient“. Es lag abseits im Gewerbegebiet; als wir dort waren, haben wir nichts anderes außer Freier gesehen. Und nachts in den Zimmern geschlafen, in denen wir tagsüber die Freier „bedienten“. Der Bordellbetreiber und seine Frau waren der blanke Horror. Sie haben die ganze Zeit nur darauf geschaut, dass es den Freiern gut geht und alles nach deren Wunsch abläuft. Als ich einmal einen Freier ablehnen wollte, kam die Frau des Betreibers und hat mich im Gang angeschrien, wie ich es wagen könne, nicht mit dem Freier auf Zimmer zu gehen. Ich habe in meinen über 6 Jahren Prostitution echt viel gesehen und erlebt, aber dieses Flat-Rate-Bordell, dafür kann ich kaum Worte aufbringen, die diese Zustände da drin beschreiben würden. Eine Wurst, ein Bier und eine Frau, alles inklusive, und wehe dem, dass du „nein“ zu einem Freier gesagt hast. Dann kam die Frau und hat durch Brüllen aus deinem „nein“ ein „ja“ gemacht, denn der Pauschalpreis, den der Freier dem Bordellbetreiber am Anfang beim Eingang zahlte, umfasste automatisch alle anwesenden Prostituierten (sowie die „Wurst und das Bier“). Der Freier durfte also mit allen Frauen auf Zimmer, wenn er das wollte.
Ich denke oft an Carolina und frage mich, wo sie ist. Bei einigen Frauen, die ich kannte, ist die erste Frage, die ich mir stelle, wenn ich an sie denke, ob sie noch am Leben sind, in welchem Zustand sie heute sind, wegen den Drogen, ihren Zuhältern, den Freiern, dem Alkohol…
Ich weiß nicht, was aus Carolina geworden ist und ob sie es raus aus diesem dunklen Tunnel geschafft hat.
Zurück zu meinem Namen:
„Norak“ bedeutet von hinten gelesen „Karo“ (ohne das „n“), was eine Abkürzung für Carolina sein soll. Das „N“ habe ich letztlich noch vorne drangehängt, um einen vollen Namen draus zu machen.
Carolina war eine total liebe Frau, eine Seele von Mensch, und eine von vielen „Namenlosen“, deren Geschichte und Schicksal ungehört blieb.
Manchmal frage ich mich, warum ich das alles mache, diese ganze Öffentlichkeitsarbeit, diese ständige Konfrontation, dieser ständige Kampf. Und dann denke ich an Frauen wie Carolina und an viele andere und weiß, dass dieser Kampf wichtig ist und ich weitermachen muss, denn ich weiß für wen ich es tue.