Monat: Dezember 2021

Wichtige Information – Bitte lesen

Wichtige Info und ein paar Worte, die mir auf dem Herzen liegen:

Ich bitte davon abzusehen, mir (journalistische) Anfragen zu senden, die nur darauf aus sind, wieder hauptsächlich nur meine Geschichte im Fernsehen oder in der Zeitung oder sonst wo zu zeigen („Only-Story-Telling“).

1. Meine Geschichte (bzw. Ausschnitte davon) lief schon mehrere Male im TV sowie in diversen Zeitungen. Ich bin keine Schallplatte. Ich bin auch nicht an der Öffentlichkeit, um nur meine Geschichte jeden Monat hoch- und runter zu erzählen. Meine Geschichte gehört zu mir und ist mein Antrieb, aber sie ist nicht mehr meine ausschließliche Gegenwart. Meine Gegenwart ist meine Arbeit gegen ein menschenverachtendes und ausbeuterisches System und diese Arbeit beinhaltet weitaus mehr als ständig nur auf die „Repeat-Taste“ zu drücken.

2. Ein generelles Problem, das Betroffene auf nationaler und internationaler Ebene haben: sie werden oftmals allein auf ihre Geschichte reduziert. Als wären sie ihre Geschichte. Vor allem dann, wenn sie keine (akademische) Ausbildung haben. Sie sollten und dürfen aber nicht nur auf ihre Geschichte reduziert werden. Sie SIND NICHT ihre Geschichte, sondern sie HABEN eine Geschichte, wobei diese der Grund ist, weshalb sie aufklären möchten. Diesen großen Unterschied verstehen manche nicht oder wollen ihn nicht verstehen – aus Sensationslust vielleicht – und definieren Betroffene häufig allein anhand ihrer Geschichte. „Gib mir den Horror-Part deiner Geschichte, alles andere was du zu sagen hast ist schlechter für die Zuschauerquoten und Geldeinnahmen, brauchen wir also nicht.“ So ähnlich ist es leider oft. Ich arbeite nun schon Jahre in diesem Bereich, mit vielen Medien und Menschen, mit vielen Betroffenen, und die Wahrheit ist, sie werden nicht selten einer absolut unguten und auch gefährlichen Sensationslust ausgesetzt, was zu einer Retraumatisierung führen kann (ich kenne solche Geschichten mittlerweile).

Im Englischen gibt es ein bedeutendes Wort im Rahmen von Menschenhandel und Ausbeutung: „Re-Exploitation“ (die „Wieder-Ausbeutung“ nach der Ausbeutung). Im Hinblick auf das Engagement von Betroffenen, die über die Missstände nach ihrer Ausbeutungszeit aufklären möchten, bedeutet „Re-Exploitation“ das Phänomen und Problem, dass es (nicht wenige) Menschen gibt, die mittels der Geschichten und Aussagen und der Arbeit von Betroffenen, die den Mut fassen aufzuklären, versuchen sich selbst eine Karriere aufzubauen und/oder Geld zu machen und die Betroffenen, die nicht selten noch instabil und vulnerabel sind, dafür ausnutzen. Eine richtig miese Nummer. Leider fahren manchmal auch solche Menschen, die nach außen hin für die Rechte von Betroffenen kämpfen, diese Schiene. Das ist dann besonders traurig. Da ich mittlerweile auch viel international vernetzt bin, kann ich sagen: ein weltweit verbreitetes großes Problem.

Hier möchte ich auch gleich noch eine Sache ansprechen, die gerade dazu passt: meine Gedanken, Analysen und Lösungsansätze, über die ich spreche, aber auch hier kostenlos für jedermann zum Lesen niederschreibe, beruhen auf über 6 Jahren eines Kreislaufs aus Missbrauch und Gewalt, in dem ich war, und jahrelanger, oft nervenaufreibender, Aufarbeitung danach. Wer meine Inhalte einfach nimmt und als seine Inhalte deklariert, verletzt nicht nur das Urheberrecht, was im Übrigen eine Straftat ist, sondern es ist einfach nur respektlos. Dieses Problem kenne ich von mehreren Betroffenen, daher: es ist normalerweise das Selbstverständlichste der Welt fremden Content als solchen zu kennzeichnen. Macht das doch bitte anstatt zu plagiieren. Betroffene von Ausbeutung haben genug Ausbeutung erlebt, man muss ihnen nicht auch noch ihr geistiges Eigentum stehlen, das sie aus der Erfahrung ihres Missbrauchs geschaffen haben. Jeder, der das tut, missbraucht sie in einer ganz üblen, anderen, Form ein weiteres Mal. Jeder, der das tut, sollte auch nicht über Ausbeutung aufklären, denn er beutet die bereits Ausgebeuteten selbst in einer bestimmten Form aus. Das muss ich leider so deutlich sagen, denn ich habe die Nase voll von Menschen, die auf dem Rücken von Betroffenen und deren Leid eine Karriere und/oder „Fame“ anstreben. Es ist so dermaßen geschmacklos und unterirdisch.

Nun weiter: Betroffene haben vor allem eines aufgrund ihrer eigenen Erfahrung: Wissen. Wissen, wo die Probleme liegen, was verbessert werden muss, wo man anpacken kann, wie man anderen am besten helfen kann, usw.

Als Betroffene von Menschenhandel und (Zwangs-)Prostitution habe ich vor meinem Jurastudium auch über 6 Jahre das Leben im Rotlicht und dessen Akteure „studiert“. Ich habe viel zu erzählen jenseits des „Only-Story-Telling“ und tue das auch. Ich möchte helfen, anderen zu ersparen, was mir selbst passiert ist. Das kann ich am effektivsten dadurch, dass ich mein Wissen weitergebe, das ich im Laufe meiner Zeit im Rotlicht und nachfolgender jahrelanger Reflexion und Aufarbeitung erlangt habe, und nun als Juristin (Univ.) noch auf ganz anderer Ebene einordnen kann. Nur ein Bruchteil von dem, was ich mache, bekommt die Öffentlichkeit auch mit. Ich beschäftige mich mit diversen Problemen, Analysen und Lösungsansätzen und gebe diese weiter.

Mit welchen Anfragen könnt ihr euch also an mich wenden? Ich habe zwar gerade sehr wenig Zeit, da ich an ein paar wichtigen Baustellen arbeite, und entschuldige mich für jede (bisher) unbeantwortete E-Mail, aber grundsätzlich könnt ihr euch melden, wenn es um folgende Dinge geht, für die ich aufgeschlossen und in denen ich erfahren bin und die ich auch die letzten Jahre oft gemacht habe, weil genau das etwas bringt und dabei hilft langfristig zu einer Veränderung beizutragen:

1. Bildungsangebote, Schulungen und Fachvorträge zum Thema Menschenhandel und (Zwangs-)Prostitution für Fachkräfte und Ehrenamtliche aus allen Bereichen (ich habe beispielsweise Mitte November einen halben Tag lang Fachkräfte aus den Bereichen Jugendarbeit, Sozialarbeit und Polizei zum Thema „Loverboys“ geschult: Prävention, Identifikation von Opfern und Strafverfolgung, psycho(trauma)logische Mechanismen, Täterbindungen, usw.)

2. Bildungsangebote speziell auch für Kinder, Jugendliche und Heranwachsende – Prävention, Sensibilisierung je nach Altersklasse und psychischer Konstitution, Aufklärung in Schulen, Kinder- Jugend- und Sozialeinrichtungen für Kinder und Jugendliche (hier ein Text von mir darüber, den ich nach einer meiner Aufklärungsveranstaltungen in diesem Bereich geschrieben habe: https://sandranorak.com/2021/03/25/aufklarungsarbeit-in-schulen/)

3. Rechtliche Fragen zu den Themen Prostitution, Zwangsprostitution und Menschenhandel („Loverboys“)

4. Fragen zum Nordischen Modell

5. Beratung im Hinblick auf das gesamte Themengebiet

Die äußerliche „Unsichtbarkeit“ der Kriminalität im Rotlichtmilieu – am Beispiel der Frauentormauer in Nürnberg

Bild von mir: Eingang zur Frauentormauer, Nürnberg, 09.12.2021

Heute ist Tag der Menschenrechte und Gedenktag zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.

Ich bin momentan sehr still hier auf Social Media. Nicht weil ich inaktiv bin, sondern weil ich soviel Arbeit habe, dass mir keine Zeit für Social Media bleibt. Auch für die Menschenrechte vieler in Afghanistan nach dem Einmarsch der Taliban habe ich die letzten 3 Monate viel gearbeitet, Details möchte ich zum Schutz der Arbeit und der Betroffenen aber nicht schreiben.

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren„, lautet der erste Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. In der Prostitution kann man davon nichts sehen.

Gestern war ich in Nürnberg für ein Projekt zum Thema. Unter anderem war ich an der Frauentormauer, einem sehr alten Rotlichtviertel. Wenn man als Außenstehender Menschen aus dem Milieu fragt, ob es in deren Milieu-Gegend Menschenhandel, Zuhälterei, Ausbeutung und Gewalt gibt, so antworten nahezu alle mit „nein“.

Das Milieu versteht es, nach außen hin ein sauberes, gewalt- und zwangsloses Bild zu zeichnen. Ein Bild, das keinerlei Menschenrechtsverletzungen erkennen lässt.

Glamour, blinkende Lichter, ansprechende Werbung, freundliche Gesichter, die ewige Propaganda der willigen Prostituierten, Freiwilligkeit überall, „bei uns gibt es keinen Menschenhandel und keine Zuhälterei“. Alles erfunden. Alles Märchen. Alles Mittelalter. Hier doch nicht. Alles von den bösen Medien erfunden.

Die Leute aus dem Milieu können sehr überzeugend sein, wenn es darum geht, dieses scheinbar saubere Image zu verbreiten. Man nehme als Beispiel nur den Bordellbetreiber Jürgen Rudloff, der jahrelang in Talkshows saß und das Bild der sauberen und ausschließlich freiwilligen Prostitution in seinem Bordell propagierte. Ist doch nur ein netter älterer Mann, der Prostituierten mit seinem Wellness-Tempel ein besseres Leben ermöglicht? Herr Rudloff konnte sehr gut reden und die Dinge schön aussehen lassen – und das können die meisten Leute im Milieu. Denn: es ist ihr Kapital. Menschenhandel und Zuhälterei? Gibt es hier nicht. Dann wurde Jürgen Rudloff Jahre später nach aufwendigen Ermittlungen und einem langen Prozess u.a. wegen Beihilfe zum Menschenhandel verurteilt, weil er mit Menschenhändlern kooperierte, damit er sein Bordell mit Frauen vollbekommt.

Auch die Frauentormauer wird oft nach außen hin als ein toller Platz zum Arbeiten mit selbstbestimmten Prostituierten verkauft.

Menschen wie ich, die das Milieu kennen, die kennen auch die Fassade, die das Milieu und alle seine dazugehörigen Akteure (und es sind viele) wegen der hohen Summen an Profit aufrechtzuerhalten versucht. Für Außenstehende ist es oft schwer zu sehen, was wirklich abläuft.

Anhand von Freierberichten können aber auch Außenstehende sehen, was jenseits der „Happy Sexwork“-Propaganda geschieht. Hier nur mal 3 Zitate aus Freierforen über Freier-Besuche an der Frauentormauer:

Schlimm sind diese ganzen Zuhältertypen, die sich gegenüber von den Schaufenstern postieren und gaffen. Der ein oder andere Typ steht noch an der selben Stelle, nachdem ich ein Mädel gefickt habe und mich wieder vom Acker mache.https://huren-test-forum.lusthaus.cc/showthread.php?t=201689&page=12

Die SDL [Sexdienstleisterin] gestern Abend erwähnte die Problematik, dass bei vielen in der FTM [Frauentormauer] im Hintergrund ein Kerl profitiert. Nur halt nicht so offensichtlich.https://huren-test-forum.lusthaus.cc/showthread.php?t=201689&page=11

Sie zieht ihren Slip aus und ist überall blutverschmiert, sie hat wohl heftig ihre Tage. Außerdem kommen jetzt etliche üble blaue Flecken an Po und vor allem den Schenkelinnenseiten zum Vorschein. Bäh! Da hat sie irgendeiner ziemlich übel misshandelt… Als ich zum Eindringen ihre Beine etwas spreizen und leicht nach hinten drücken will, ich bin sicher nicht grob dabei, protestiert sie und drückt mich weg. Ich sehe trotzdem kurz das Ausmaß der Sauerei, die sie verbergen wollte. Mir vergeht es fast, aber ich bin noch ziemlich geil vom Anwichsen. Bitte um Säuberung, denn so geht das ja wirklich gar nicht. Die Fortsetzung bzw. den Beginn des Aktes will ich dann auch in der Doggy, um es schnell mit wenig Körperkontakt abzuschliessen. Doch sie nimmt dabei eine Körperhaltung ein, in der man(n) praktisch nicht in sie eindringen kann. Meine Versuche ihr klar zu machen, dass das so nicht geht, werden mit: „Gel?“ beantwortet. Meinetwegen… Das wird jetzt auf meinem Gummi aufgetragen, aber nicht an ihrer Muschi. Wieder versuche ich vergeblich vorsichtig in sie einzudringen, doch sie zieht immer weg, bevor ich sie überhaupt berühre... Verlange ziemlich aufgebracht 20 Euro zurück, denn Blasen hat sie noch erfüllt (= 30 Euro), Ficken erfolgreich verhindert. Sie dann ziemlich eingeschüchtert, weil ich wirklich richtig sauer wurde… Dem Bodybuilder Security Typ am Eingangskabuff interessiert das Ganze gar nicht, lässt den völlig kalt. Ich hätte den auch nicht angesprochen (wozu auch?), das hat die blöde Kuh gemacht, die sich die Bezahlungskürzung außerhalb des Zimmers nicht mehr gefallen lassen wollte – finde, ich war dabei echt noch fair für das was sie da abgeliefert hat und ohne dass ich ein Finish hatte. Parteiisch war der Typ auch nicht, was mich eher verwunderte. Glaube, dass sie dann erst recht verärgert war, dass ich mit ihm wirklich null Problem hatte. Er meinte nach meiner Schilderung, was überhaupt los ist, nur: „Blutverschmiert? Ist ja ne Sauerei. Aber die ist vom Fenster, keine Stammbelegschaft, da kann ich nichts machen. Macht das untereinander aus, aber bitte nicht hier im Eingangsbereich…„. https://huren-test-forum.lusthaus.cc/showthread.php?t=172842

Ich könnte fortfahren, aber diese 3 Zitate genügen, um zu verdeutlichen, was ich meine:

Das Milieu schafft einen schönen Schein nach außen hin, um seinen Milliarden-Profit zu wahren (auch die sich prostituierenden Frauen, die in diesem System feststecken, müssen beim Erhalt des schönen Scheins mitmachen – wohl keine Frau würde jemandem erzählen, was da wirklich abläuft, solange sie noch im Milieu ist), aber die Realität ist eine ganz andere. Die Realität ist, dass Ausbeutung, Zuhälterei, Menschenhandel und Gewalt auf der Tagesordnung stehen – und damit schwere Menschenrechtsverletzungen an den Frauen. Es ist eine Parallelwelt, in der alle Beteiligten, die von der Prostitution der Frauen profitieren, Rechte haben, nur die Frauen selbst haben keine Rechte. Daran ändern auch das ProstG sowie das ProstSchG nichts, denn das Milieu hat eigene Gesetze.

Das linke Schild ist das „Eingangsschild“ bei der Frauentormauer. Das rechte Schild ist meine Kreation. Das ist noch viel Arbeit, bis dorthin, aber wir werden es schaffen.