Prostitution & Trauma

Ich habe angezeigt – Ermittlungsverfahren gegen meinen Menschenhändler nach über 2 Jahren eingestellt

Dieser Text wird etwas länger. Kürzer geht einfach nicht. Ich habe dem Tag entgegen gefiebert, ihn zu schreiben. Diese Sache bzw. dass überhaupt ein Ermittlungsverfahren lief, das war bis jetzt nicht öffentlich. Es geht um ein bedeutendes Thema. Wer den Text beginnt, sollte ihn bis zum Ende lesen und bei zu wenig Zeit lieber später nochmal vorbei schauen und ihn dann komplett lesen. Es geht um ein wichtiges Kapitel meines Lebens, aber vielmehr noch geht es vor allem auch um allgemeine Dinge im Bereich der Strafverfolgung speziell im Bereich Menschenhandel und der Loverboy-Methode sowie um das Aufzeigen von komplexen Verstrickungen und Mechanismen dort und im Rotlichtmilieu, über die ich immer wieder berichte und die ich nun an meinem Fall noch konkreter und anschaulicher darlegen kann. Es geht auch um die Arbeit der Strafverfolgungsbehörden und den Umgang mit Betroffenen im Bereich der Loverboy-Methode.

Ich habe die Justitia als Bild für diesen Beitrag gewählt. Warum? Dazu möchte ich den Juristen Heribert Prantl zitieren:

"Warum trägt die Justitia eine Augenbinde? Die landläufige Antwort lautet: weil sie ohne Ansehen der Person urteilen will und urteilen soll. Die Wahrheit ist eine andere. Die Justiz schämt sich, sie schämt sich dafür, wie sie mit den Opfern umgeht, sie schämt sich dafür, dass sie sich nur auf die Täter konzentriert, aber es an Fürsorge für die Opfer fehlen lässt. Das ist ein Jahrhundertfehler der Justiz, das gehört abgestellt."[1] 

In der Tat, die Justitia schämt sich sicherlich für diese Konzentration auf die Täter und die mangelnde Fürsorge für die Opfer, und ja, dieser Jahrhundertfehler, der auch in meinem Verfahren zu Tage getreten ist, gehört abgestellt.

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„Loverboy“-Methode und Sprache

Immer wieder lese ich im Internet, dass Betroffene der „Loverboy“-Methode beschämt werden. Sie seien dumm, selbst schuld, naiv.

Wer das sagt, erkennt die Täterstrategie und die Gewaltmechanismen dahinter nicht und stellt sich mit dieser Sprache, wenn auch sicherlich oft unbewusst und ungewollt, auf die Seite des Täters, der den Opfern lange eingeredet hat, sie seien schuld daran, wenn ihm etwas passiert, sie seien schuld an dies und jenem. „Loverboys“ sind Menschenhändler. Das ist ein Teil der Täterstrategie: das Opfer beschämen und noch verletzlicher machen, noch mehr schwächen und zwar genau an den Punkten, wo es sowieso schon verletzlich ist.

Wer schwach ist, kann sich noch weniger wehren. Wer gebrochen ist, kann sich noch weniger wehren, was der Grund dafür ist, dass Betroffene der „Loverboy“-Methode am Anfang oft, wenn der gezielte Beziehungsaufbau abgeschlossen ist (Stadium 1) und die Konfrontation, dass die Frau sich prostituieren soll (Stadium 2), anfängt, gezielt von den Tätern durch sexuelle Gewalt gebrochen werden. Das macht die Betroffenen psychologisch häufig wehrlos, denn sie fühlen sich dreckig und missbraucht und fügen sich – und die Täter wissen das. Es braucht keine 100 Freier um traumatisiert zu werden, es genügt manchmal der Erste, denn es ist ungewollter Geschlechtsverkehr und das hinterlässt tiefgreifende Spuren.

Eine (junge) Frau darf lieben. Eine (junge) Frau darf verletzlich, schwach und vulnerabel sein, denn sie sucht sich ihre Verletzlichkeit und Vulnerabilität nicht aus, sondern befindet sich in einer schwierigen Lebenssituation. Kein Mensch aber hat das Recht, nur weil er wissentlich überlegen ist, in solchen Situationen gezielt emotionale Abhängigkeiten zu erzeugen und die Vulnerabilität des Schwächeren auszunutzen.

Zu lieben ist nicht naiv.
Zu lieben ist keine Blödheit.
Zu lieben ist nicht dumm.
Menschen in Not helfen zu wollen, vor allem solchen, die man liebt, ist eine gute Charaktereigenschaft.

Wer die Liebesfähigkeit und die Hilfsbereitschaft einer solchen (jungen) Frau derart ausnutzt, um sie in die Prostitution zu treiben und auszubeuten, ist erbärmlich.

Es gibt heutzutage in dieser schnelllebigen Welt immer weniger Menschen, die ehrlich und tief lieben können, die selbstlos handeln und hilfsbereit sind, ohne dabei Eigeninteressen zu verfolgen. Wenn man über Menschen spricht, die ehrlich geliebt haben und dafür ausgebeutet wurden, sollte man sie nicht beschämen.

Betroffene der „Loverboy“-Methode, die bei ihren Tätern bleiben, oft wieder zu ihren Tätern zurückkehren, sind genauso wenig schuld an ihrer Ausbeutung wie Opfer häuslicher Gewalt nicht daran schuld sind, dass sie erneut geschlagen werden, wenn sie wieder zu ihrem Täter zurückgekehrt sind. Der Täter begeht die Straftat, nicht das Opfer. Diese Betroffenen befinden sich in einem Abhängigkeitsverhältnis, sind schwach, von ihren Tätern geschwächt, von der psychischen/seelischen/physischen Gewalt geschwächt, ihrem Wert beraubt worden. Sie fügen sich, weil der Täter gezielt ein Gefängnis in ihrem Kopf erzeugt hat. Und er weiß genau, was er machen muss, damit die unsichtbaren Ketten festgezogen bleiben. Bärbel Kannemann, ehemalige Kriminalhauptkommissarin, die den Verein „No Loverboys“ gründete und unzähligen Betroffenen half, sagte mir, dass bis zu 50 % der „Loverboy“-Betroffenen zu ihren Tätern zurückkehren. Man hilft diesen Frauen nicht, indem man sie beschämt. Man kann ihnen nur helfen, wenn man versucht, den Gewaltzyklus und ihre Verletzungen zu durchbrechen. Diese Betroffenen brauchen unbedingt stabile Hilfe von außen, weil sie es alleine meist nicht schaffen. Man muss dran bleiben, man muss Geduld haben und warmherzig sein, aber es braucht keine Beschämungen, die die Betroffenen nur weiter in ihrem Gewalt – und Ausbeutungszyklus festhalten.

Bist Du selbst betroffen? Kommst Du nicht raus aus diesem Teufelskreis?

Such Dir Hilfe. Du bist nicht alleine. Es gibt Menschen, die Dich und Deine Situation verstehen. Wenn Du nicht weißt wohin Du Dich wenden kannst, zögere nicht und schreib mich an. Ein anderes Leben ist möglich.

Du denkst, es ist zu schwierig Dich von Deinem Täter zu lösen? Du bist vielleicht gerade erst dabei anzufangen zu realisieren, dass die Person, die Dich ausbeutet, eigentlich ein Täter ist und niemand, der Dich wirklich liebt? Du hast Angst, wirst bedroht, bist hoffnungslos? Such Dir Hilfe und schäme Dich nicht. Viele haben aufgrund der engen emotionalen Bindung und Beziehung zum Täter lange kein Opferbewusstsein. Das ist typisch und war bei mir auch so.

Du fühlst Dich nach allem dreckig und denkst, Prostitution sei das Einzige, was Du noch in deinem Leben verdienst? Du denkst, Du bist nicht mehr wert? Prostitution ist nicht das, was Du verdienst, auch wenn es sich für Dich so anfühlt, weil du so viel Schmerz und Demütigung wegen der ganzen sexuellen Akte verspürst, dass Du glaubst, dass dieser Schmerz sowieso nie mehr aufhören wird, auch dann nicht, wenn Du jetzt Hilfe suchst und aussteigst, weshalb Du einen Ausstieg als sinnlos betrachtest und daher weiter in der Prostitution verharrst. Aber Dein Schmerz kann leichter werden, ich verspreche es Dir. Es ist ein langer Weg sich nach diesen Erlebnissen selbst wieder lieben und wertschätzen zu können, seinen Wert und seine Würde wiederzufinden. Es ist ein harter Weg, auf dem man viel Geduld braucht, den es sich aber lohnt zu gehen. Bitte geh ihn. Für Dich. Du verdienst es, wertgeschätzt zu werden. Du verdienst es, wirklich geliebt zu werden. Du verdienst es, würdevoll und liebevoll behandelt zu werden.

Du verdienst ein Leben ohne Gewalt. Du verdienst es, glücklich zu sein.

Meine Kontaktdaten findest du unter „Kontakt“.

Du findest mich auch hier auf Facebook: https://www.facebook.com/sandra.norak89/

Sowie auf Instagram: https://www.instagram.com/sandranorak/?hl=de

Gespräch mit Lisa Harmann

Lisa Harmann hat mir ein paar Fragen gestellt:

Sandra Norak* schaffte zum ersten Mal an, da war sie 18. Es sollte sechs Jahre lang dauern, bis sie sich selbst aus dem Sumpf der Prostitution befreien konnte. Heute macht sie sich für das „Nordische Modell“ stark, in dem unter anderem Freier für ihren Besuch bei Prostituierten bestraft werden – und hat dafür ihre Gründe.

Frau Norak, Sie sind Jura-Studentin, 27 Jahre alt, aber Sie sind nicht wie die anderen in Ihrem Jahrgang, denn von 2008 (Edit: 2007) bis 2014 waren Sie in der Prostitution. Wie kam es dazu?

Sandra Norak: Als Schülerin lernte ich im Internet einen „Loverboy“ kennen. Während ich zuhause große Probleme hatte, vermittelte er mir Halt und Liebe und ebnete mir den Weg in die Prostitution.

Wusste Ihre Familie davon?

Norak: Ein paar Leute fanden heraus, dass ich mich prostituierte, aber sie wussten nicht über die wirklichen Umstände Bescheid.

Selbst schuld, sagen einige, wenn man sich auf einen „Loverboy“ einlässt. Was entgegnen Sie ihnen?

Norak: „Loverboys“ sind Männer, die gezielt nach jungen Mädchen oder Frauen Ausschau halten und ihnen Liebe vorspielen mit dem Ziel sie später in Form von Zuhälterei auszubeuten. Sie binden sie emotional an sich und erst wenn diese Bindung besteht, kommt die Prostitution ins Spiel, wobei es verschiedene Vorgehensweisen von „Loverboys“ gibt.

Meiner war um die 20 Jahre älter als ich und ein Ex-Fremdenlegionär. Er verherrlichte das Buch „Sun Tsu – die Kunst des Krieges“. Dieses Buch ist ein Kriegsstrategie-Klassiker. Die Autorin und Psychotherapeutin Marie-France Hirigoyen bezieht sich in ihrem Buch „Die Masken der Niedertracht“, welches das Thema „seelische Gewalt“ behandelt, einige Male auf Sun Tsus Buch indem sie seine Ausführungen über Kriegskunst auf den psychischen Krieg zwischen zwei Personen überträgt und nennt Menschen, die beispielsweise wie mein „Loverboy“ agieren, „die Perversen“. Ihr Buch fand ich erst vor einiger Zeit. „Loverboys“ planen alles von Anfang an. Vor allem junge Menschen sind leicht manipulierbar und sehr gefährdet.

Haben Sie das Gefühl, dass jede Frau auf so einen Menschen reinfallen könnte?

Norak: Nein, es gibt „Push“ – und „Pull-Faktoren“ im Bereich des Menschenhandels, vor allem bei der Migration osteuropäischer Frauen, die in der Prostitution landen. Während Push-Faktoren Menschen in Richtung Prostitution drücken können, wie zum Beispiel Perspektivlosigkeit und Armut, (sexuelle) Gewalterfahrungen oder Vernachlässigung in der Kindheit, etc., können Pull-Faktoren weiter hineinziehen, wie die „Loverboys“ mit ihren falschen Versprechen oder bei Osteuropäerinnen oftmals das Versprechen eines guten Jobs und eines besseren Lebens in Deutschland. Die „Loverboy-Methode“ ist ein komplexer, durchgeplanter und perfider Isolationsprozess. Im Rotlichtmilieu gibt es regelrechte „Schulen“, um diese Taktik beherrschen zu lernen.

Wie sah denn Ihr Tagesablauf damals aus? Gab es da Routinen?

Norak: Mich prostituieren, essen, schlafen. Ich bekam vom Leben draußen gar nichts mehr mit und verwahrloste immer mehr.

Welche Menschen kamen in diesen sechs Jahren zu Ihnen?

Norak: Alle Möglichen. Freier aus jeder Schicht, jedem Beruf, Behinderte, alte und junge Leute, Ledige, Verheiratete, Singles – wobei die meisten liiert oder verheiratet waren. Erschreckend fand ich die hohe Anzahl an Familienvätern. Ich musste feststellen, dass wir leider in einer sehr verlogenen Gesellschaft leben.

Was war das Schlimmste?

Norak: Die Prostitution an sich ist schlimm. Es gibt keine guten Freier und Escort ist genauso Prostitution und seelenraubend wie jede andere Form der Prostitution. Ich hatte viel mit Prostituierten zu tun und egal welche Form sie gerade ausübten oder welchen Freier sie gerade hatten, sie waren danach immer am Ende.

Wie haben Sie das ausgehalten?

Norak: Erst dissoziiert und dann mit viel Alkohol. Seit Beginn des Jura-Studiums beschäftige ich mich auch sehr viel mit der Psychotraumatologie im Hinblick auf die Prostitution und es ist essenziell, dass Menschen darüber Bescheid wissen, wenn sie über Prostitution sprechen. Die Dissoziation ist ein Schutzmechanismus des Gehirns, eine Abspaltung des Empfindens. Wenn, wie hier, sexuelle Handlungen der Freier unerträglich werden und man physisch nicht weg kann, lässt die Dissoziation einen abschalten. Bewusstsein und Wahrnehmung werden getrübt, man befindet sich in einer Art Trance-Zustand und ist depersonalisiert.

Welche Folgen hatte das?

Norak: Auch wenn Sie dissoziieren, erleben Sie die Situationen natürlich trotzdem. Wenn Sie nun nach den Zimmergängen mit bestimmten Schlüsselreizen wie zum Beispiel dem Parfum des Freiers in Berührung kommen, kann das Flashbacks auslösen. Sie erleben dann vergangene Situationen oder Gefühlszustände wieder und zwar in extremer Stärke. Ich hatte viel mit Panikattacken zu kämpfen. Zu dieser Zeit wusste ich nicht, was mit mir los war. Im Bordell und leider auch in den meisten Beratungsstellen sitzen keine spezialisierten Fachkräfte aus diesem Bereich.

Hatten Sie Hilfe in dieser Zeit?

Norak: Nein, aber ich habe mich auch verschlossen. Das ist ein großes Problem: Die wenigsten Prostituierten trauen sich überhaupt Hilfe zu suchen, weil sie wissen, dass sie so tief unten sind, dass richtige und ernsthafte Hilfe raus aus diesem elendigen Leben leider in unserem Land so gut wie nicht existiert.

Wie haben Sie den Ausstieg geschafft?

Norak: Nach ein paar Jahren in der Prostitution habe ich angefangen im Bordell mein abgebrochenes Abitur per Fernstudium nachzuholen, machte unbezahlte Praktika um meinen Lebenslauf zu füllen, bekam einen Minijob und letztlich dann einen Vollzeitjob, der mir den kompletten Ausstieg ermöglichte.

Wie ging es Ihnen danach?

Norak: Nicht gut. Ich hatte mit posttraumatischem Stress zu kämpfen und wusste sehr lange Zeit nicht, was da überhaupt mit mir los war.

Sie sagen, im Grunde prostituiert sich niemand freiwillig, wie meinen Sie das genau?

Norak: Ich habe keine Frau gesehen, die in der Prostitution sein wollte. Nun wird oft angebracht, es gäbe ja auch Menschen, die nicht gerne putzen wollen und trotzdem putzen gehen. Das kann man nur ganz und gar nicht vergleichen. Wenn erfahrene Traumatherapeutinnen und Traumatherapeuten über die Folgen von Prostitution sprechen, dann berichten sie von komplexen posttraumatischen Belastungsstörungen, die sich nur nach schweren Traumatisierungen entwickeln können. Beim Putzen bekommt man die sicher nicht. In der Literatur über Trauma und Prostitution findet man auch Studien darüber, dass die überwiegende Anzahl an Frauen, die sich freiwillig prostituieren, bereits in ihrer Kindheit diverse Formen von Gewalt erlebten und die Gewalt, wie sie sie dann auch weiter in der Prostitution erfahren, einzig durch die bereits entwickelten Schutzmechanismen aushalten können und dabei aber weiter traumatisiert werden. Hier von Freiwilligkeit zu sprechen ist zynisch. Es geht auch nicht darum, Prostituierte zu pathologisieren, sondern darum zu verstehen, dass Prostitution ein in sich geschlossenes Gewaltsystem ist.

Sie schreiben das Blog „Die Wahrheit über das Leben in der Prostitution“ und gehen mit Ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit. Warum?

Norak: Ich mag nicht mehr einfach zusehen wie Menschen in der Prostitution jeden Tag systematisch zerstört werden und will das Leid, was ich gesehen habe, nicht mit verantworten. Nichts tun, obwohl man etwas tun kann, bedeutet mit verantworten. Wir haben in unserer Gesellschaft schon viel zu viel Gleichgültigkeitsempfinden in Bezug auf so viele Dinge.

Heute kämpfen Sie für die Abschaffung der Prostitution. Wie engagieren Sie sich?

Norak: Ich schreibe, um zu versuchen, das Thema verständlicher zu machen und bin Mitglied bei „Sisters e.V.“. Ich unterstütze die Kampagne „Rotlichtaus“, denn wir brauchen in Deutschland und noch in vielen anderen Ländern das „Nordische Modell“. Auch das Europäische Parlament hat sich 2014 dafür ausgesprochen. Erfahrungen zufolge ist es zudem das effektivste Mittel gegen Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung. Bereits viele Menschen und Organisationen, auch auf internationaler Ebene, stellen sich schon seit einigen Jahren unermüdlich dem Kampf gegen Prostitution und Menschenhandel. Einfach ist dieser Weg nicht, aber es ist ein Weg, den es lohnt zu gehen. Und ich wünsche mir, dass noch viel mehr Menschen anfangen ihn zu beschreiten.

*Sandra Norak ist der Name, mit dem sich die Interviewte der Öffentlichkeit stellt. Es ist nicht ihr richtiger Name.

Quelle:

Dre. Muriel Salmona über Prostitution

Gerade habe ich einen Artikel von Dre. Muriel Salmona

(présidente de l’association Mémoire Traumatique et Victimologie)

gelesen (über Prostitution) und möchte einen Auszug daraus posten.

Es geht u.a. auch um Prostitution und Dissoziation. Ich habe dieses Thema zwar schon mal aufgegriffen, aber ich finde diese nachfolgenden Zeilen so grandios formuliert, dass ich sie hier online stellen möchte.

Vor allem der letzte Absatz ist Gold wert – viele sollten sich das zu Herzen und vor allem zu Verstand nehmen, wenn sie auf sogenannte „freiwillige“ Prostituierte treffen und von deren „Freiwilligkeit“ überzeugt sind.

Hier der Auszug:

„Faced with extreme violence, a person is going to end up as detached,
emotionally anesthetized with a feeling of emptiness, unreality
and depersonalization, as if she were foreign to the events; she can even smile
automatically in a discordant way, or even laugh, disconnected from her
body which seems to be a foreign body, a dead body, insensitive
(Trinquart, 2002).
The lack of reaction, emotion and pain felt is convenient for all players in
the prostitutional system, this will allow customers to exert the worst
humiliations and sexual assaults without emotional hindrance, the
prostitute will remain docile and smiling… This dissociation is very
dangerous for prostitutes, it makes them bear the unbearable and it
worsens the total absence of customer empathy.“

Deutsche Übersetzung:

„Konfrontiert mit extremer Gewalt endet eine Person abgetrennt von sich selbst, emotional betäubt mit einem Gefühl der Leere, der Unwirklichkeit und der Depersonalisation, als ob sie eine Fremde in den Geschehnissen wäre; sie kann automatisch lächeln oder sogar lachen, während sie abgekoppelt von ihrem Körper ist, welcher ein fremder Körper zu sein scheint, ein toter Körper, empfindungslos.

 Dieser Mangel an Reaktion, an Emotion und an gefühltem Schmerz kommt allen Beteiligten in diesem Prostitutionssystem sehr gelegen, es ermöglicht den Freiern die schlimmsten Demütigungen/Erniedrigungen und sexuellen Übergriffe auszuüben ohne emotionalen Widerstand, die Prostituierte bleibt fügsam und lächelt weiter… Diese Dissoziation ist sehr gefährlich für Prostituierte, denn es lässt sie das Unerträgliche ertragen und es verschlimmert die vollständige Abwesenheit der Empathie der Freier.“

Hier die komplette englische Version des Artikels.

Prostitution und Dissoziation – ein tückischer Mechanismus

Ich möchte heute die Dissoziation innerhalb der Prostitution näher erläutern – wie sie entstehen kann, wie sie sich äußern kann – anhand meiner Erfahrungen.

Ich möchte veranschaulichen, warum viele Frauen sagen, dass sie freiwillig arbeiten, dass sie es aushalten können – obwohl es nicht so ist und sie dabei sind, immer weiter kaputt zu gehen.

Wer sich ein Video von mir zum Thema Dissoziation ansehen möchte oder noch tiefer einsteigen möchte als dieser Beitrag hier ist, den verweise ich gleich auf meinen englischen Vortrag und Text:

https://digitalcommons.uri.edu/dignity/vol4/iss4/6/

Was also ist diese Dissoziation?

Was sie aus wissenschaftlicher Sicht ist, dazu habe ich ein paar Beiträge weiter unten Frau Dr. Ingeborg Kraus Vortrag geteilt, in dem erklärt wird, was sich dabei im menschlichen Gehirn abspielt: Hier klicken.

Grob zusammengefasst ist die Dissoziation ein Mechanismus, der Frauen u.a. in der Prostitution dabei hilft, all die grausamen Dinge, die sie erleben, auszuhalten, sie erträglich zu machen. Wenn der Stress und der Schmerz in der konkreten Situation zu stark werden und diese Situationen öfter erlebt werden, arbeiten bestimmte Funktionen im Gehirn nicht mehr so, wie sie eigentlich funktionieren sollten, und man kommt in eine Art Trance-Zustand. Man ist wach, aber wie betäubt. Man empfindet weniger, fühlt weniger Schmerz, nimmt weniger wahr, etc… Es kann sich unterschiedlich äußern. Eindrücke, die das Gehirn bekommt, werden anders verarbeitet und man empfindet zum Beispiel Schmerzen als weniger intensiv. Wenn der Mann beispielsweise schnell und grob eindringt und es normalerweise extrem schmerzhaft wäre, ist es während dieses „Abschaltens“ durch den Mechanismus der Dissoziation „nur“ gedämpft schmerzhaft, manchmal, wenn die Dissoziation sehr stark ist und oftmals noch Alkohol und/oder Drogen mitwirken, überhaupt nicht schmerzhaft.

Prostituierte wissen natürlich nicht, dass dieses „weniger Schmerz empfinden“ daraus resultiert, dass Gehirnfunktionen außer Kontrolle sind. Woher sollte man das als Laie auch wissen oder sich überhaupt Gedanken darüber machen?

Daher denken zunächst viele, dass das, was man erlebt, nicht derart schlimm sein kann, dass man daran kaputt geht.

Und genau das ist das Problematische. Genau das ist auch der Grund, warum man Frauen, die in der Prostitution sind und sich für diese aussprechen, keine Vorwürfe machen sollte – denn sie empfinden es, jedenfalls anfangs, oft wirklich als „in Ordnung“, als nicht so schmerzhaft. Sie haben aufgrund der Dissoziation und dieser „Abschalt-Funktion“ diese falsche Wahrnehmung von der Situation und sich selbst. Es erreichen sie Momente des Bewusstwerdens, was bedeutet, Momente, in denen der ganze Schmerz hochkommt, die dann aber wieder dissoziiert werden, um die Situation weiter aushalten zu können. Wenn die Dissoziation nicht oder nicht genügend klappt, kommen Alkohol und/oder Drogen ins Spiel. Fast alle Frauen, die ich während meiner Zeit in der Prostitution kennenlernte, haben, je länger sie in der Prostitution waren, immer mehr Alkohol und/oder Drogen genommen.

Wenn man bedenkt, dass ich zum Beispiel bis zu 20 Männer pro Tag im Flat-Rate-Club „bedient“ habe – jeden Tag, sieben Tage die Woche, vier Wochen lang, fragt man sich schon, wie das möglich im Sinne von aushaltbar ist. Physisch wie psychisch.

Größtenteils widerliche, stinkende Kerle, oft über 70/80 Jahre alt, die mir dann auch noch mit „Dirty Talk“ den Kopf gefickt haben als ob der eigentliche Akt an sich nicht schon genügen würde. Dann Männer mit sehr großen oder schiefen Geschlechtsteilen, die noch mehr schmerzen… als die „Arbeit“ in den Clubs nach der Arbeitszeit immer zu Ende war, habe ich meist in einem der Zimmer geschlafen, in denen ich auch gearbeitet habe und war komplett wund. Wenn es dann den nächsten Tag weiterging, wurde es dementsprechend nicht besser.

Früher habe ich mich nicht gefragt, wie ich das alles aushalte, es war einfach so. Ich hatte auch keine Zeit, um mir den Kopf darüber zu zerbrechen, was ich da eigentlich tat.

Ich tat es – in der Hoffnung, jemandem zu helfen seine Schulden zu bezahlen, in der Hoffnung dadurch geliebt zu werden, in der Hoffnung von zuhause wegzukommen.

Ich tat es, weil ich eine falsche Wahrnehmung hatte.

Um zu verdeutlichen, was ich damit meine, möchte ich kurz ein paar Zeilen zu meiner Erfahrung mit Magersucht schreiben, denn in der Magersucht ist diese falsche Wahrnehmung ähnlich wie die in der Prostitution. Zu beachten ist allerdings, dass die falsche Wahrnehmung bei der Magersucht eine Körperschemastörung ist und die Dissoziation in der Prostitution, die unerträgliche Gewalt erträglich macht, aufgrund von schweren Gewalterlebnissen einsetzt, also ein Schutzmechanismus des Gehirns ist. Magersucht und Dissoziation sind also zwei ganz unterschiedliche Dinge. Ich ziehe hier nachfolgend demnach einen Vergleich, der eigentlich nicht so ganz passt, der aber (allein) bildlich gesehen dem besseren Verständnis von Dissoziation dienen soll:

„Das Problem an Magersucht ist, dass man eine komplett falsche Wahrnehmung von sich selbst hat/bekommt. Man nennt das eine „Körperschemastörung“. Deswegen ist es oft nicht möglich eine Heilung im Hinblick auf diese Krankheit zu erzielen, da die Betroffenen es selbst nicht sehen und deshalb keine Einsicht zeigen (können).

Es ist nicht so, dass mir Knochen gefallen hätten – ich habe nur leider ernsthaft nicht im Spiegel gesehen, dass ich derart dünn bin. Um zu verdeutlichen, was ich meine, hier ein Bild:

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Man blickt in den Spiegel und sieht überall Kilos, die überhaupt nicht vorhanden sind.

Verstanden habe ich diese falsche Wahrnehmung in Form einer Körperschemastörung erst Jahre nach der Magersucht, als ich Bilder von mir sah. Das war schon erschreckend. Da sah ich zum ersten Mal, wie dünn ich wirklich war. Das ist auch das Heimtückische und Gefährliche an der Magersucht. Man sieht seinen Körper während der Sucht oft nicht so, wie er eigentlich ist.

Diese falsche Wahrnehmung des Körpers während der Sucht ist vergleichbar mit der falschen Wahrnehmung des eigenen Erlebens in der Prostitution, während der Mechanismus der Dissoziation wirkt – denn in der Prostitution steht man auch vor diesem Spiegel (metaphorisch gesehen) und blickt hinein. Der Unterschied zur Magersucht besteht darin, dass man im Spiegel nicht aufgrund einer Körperschemastörung diesen dicken Körper sieht, der eigentlich dürr ist (wie bei der Magersucht), sondern man sieht wegen der Dissoziation (und dann oft auch Drogen/Alkohol) eine Person, die die ganze Gewalt aushalten kann, die freiwillig und selbstbestimmt als Prostituierte arbeitet – während die wahre Identität, die reale Situation, das reale Ich außerhalb des Spiegelbildes, genau das Gegenteil davon ist. Und langsam immer weiter zerbricht.

Ich habe in der Prostitution in diesem Spiegelbild zunächst eine junge Frau gesehen, die freiwillig in der Prostitution ist, um für einen Menschen, den sie liebt, Schulden zu bezahlen. Ich habe oft, anfangs, in diesem Spiegelbild gesehen, dass mich die Prostitution physisch und seelisch nicht zerstören kann. Dass ich stark genug bin, um das auszuhalten, denn Prostitution sei ja nur ein „Job“, so wie es in unserer Gesellschaft vermittelt wird und diese damit zu dem falschen Spiegelbild beiträgt.

Davon profitieren Menschenhändler – sie profitieren davon, dass Frauen kein Opferbewusstsein haben.

Relativ spät habe ich begriffen  – ich wurde zerstört.

Jeder einzelne Freier hat sich ein Stück meiner Seele genommen.

Es waren tausende von Männern in 6 Jahren.

Diesen Bruch, den man da erlebt, kann man nicht rückgängig machen, deshalb muss man verhindern, dass einem Menschen diese Art von Gewalt passieren kann – und das erreicht man nicht dadurch, dass Sexkauf legal ist.

Aber wie äußert sich nun dieses „Abschalten“, diese Dissoziation, eigentlich?

Kann das jeder, kann man es beeinflussen? Ist doch eigentlich praktisch?

Geht das wieder weg?

Fragen über Fragen.

Ich bin niemand vom Fach, ich kann nur sagen, wie es sich bei mir bemerkbar gemacht hat.

Bis vor einem Jahr wusste ich nicht mal, was Dissoziation überhaupt ist.

Was mit mir all die Jahre los war, auch meine großen Probleme nach der Prostitution (dazu gleich noch), habe ich erst durch diverse Beiträge auf der informativen Seite Trauma and Prostitution herausgefunden, indem ich meine Erlebnisse unter die wissenschaftlichen Erkenntnisse quasi subsumiert habe.

Zuerst einmal habe ich verstanden, wie es mir möglich war, diesen Ekel, diese Wut, diese Verachtung, all diese negativen Gefühle jahrelang während des Zimmergangs von mir fernzuhalten – zumindest so fernzuhalten, dass ich die Zimmergänge ausführen konnte.

Ich habe verstanden, wie ich die letzten Jahre funktioniert habe und dafür bin ich allen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich auf diesem Gebiet engagieren, sehr dankbar. Es ist unglaublich wertvoll, wenn man an einem Punkt angekommen ist, an dem man all die schweren Jahre seines Lebens begreift und die ganzen verstrickten Verknüpfungen versteht.

Schien es doch vorher alles so chaotisch und wirr…

In der Prostitution habe ich diesen Dissoziationsmechanismus nie so richtig wahrgenommen – er war hilfreich, er lies mich abschalten. Warum sollte ich also groß darüber nachdenken, warum ich beispielsweise bei Unterhaltungen mit Freiern den Gesprächsinhalt nicht mehr richtig wusste, da ich in Gedanken ganz woanders war. Ich dachte einfach, es ist normal. Wenn einen etwas nicht interessiert, hört man nicht hin und weiß dementsprechend auch meist nicht mehr, was der gegenüber gesagt hat.

Schwierig wird das nur, wenn man 12 Stunden am Tag mit Freiern verbringt, einen alles belastet und alles nicht interessiert und man eigentlich den ganzen Tag überhaupt nicht mehr richtig „da“ ist, weil man ständig in Gedanken abschweift. Über Jahre hinweg. Und sich diesen Mechanismus des „ich-geh-weg-aus-diesem-Moment-hier“ quasi unbewusst „antrainiert“ hat bzw. das Gehirn einem diesen Mechanismus verpasst hat. Alkohol und/Drogen helfen den Frauen neben diesem Mechanismus, das Unerträgliche auszuhalten, sich zu betäuben, aus dem Moment zu fliehen.

Er geht leider irgendwann auch nicht einfach so wieder weg.

Als ich nach dem Ausstieg aus der Prostitution mitten in den Bergen als Pferdepflegerin gearbeitet habe, ist mir diese Dissoziation zum allerersten Mal störend aufgefallen – ich wusste aber natürlich zu diesem Zeitpunkt nicht, dass es der Dissoziationsmechanismus war.

Wie ist mir damals aufgefallen, dass etwas nicht stimmte?

Irgendwann habe ich bemerkt, dass ich keinem Gespräch richtig folgen konnte. Zu anfangs habe ich das gar nicht wirklich wahrgenommen, aber je weiter die Prostitution zurücklag, je mehr ich in diesem normalen Leben verankert war, je mehr ich nicht mehr abschalten wollte, weil mein Leben ja jetzt eigentlich besser war, desto mehr fiel mir auf, dass ich es trotzdem tat.

Wenn mir jemand auch nur 5 Minuten etwas erzählte, war ich sofort in Gedanken woanders und nicht mehr im Gespräch. Das hatte zur Folge, dass ich von den meisten Gesprächen nichts mitbekam, keine Ahnung hatte was mein Gegenüber erzählt hat, obwohl ich an der Unterhaltung eigentlich beteiligt war.

Jetzt weiß ich – in der Prostitution hatte mein Gehirn diesen Mechanismus entwickelt – dort war es hilfreich, dieses Abschalten. Dieses „nicht aufnehmen von unnötigen, mich belastenden und widerlichen Informationen durch die Freier“.

Als ich diese knappen 2 1/2 Jahre in einem Nachtclub gelebt und gearbeitet habe, war es Standard sich vor dem Zimmergang zu unterhalten in diversen Séparées. Teilweise haben sich die Freier mit mir 2/3/4 Stunden unterhalten. Eigentlich kann man es nicht Unterhaltung nennen, denn sie haben meist die ganze Zeit nur allein geredet  – meist über die „böse Ehefrau“, die nicht so will, wie sie es gerne hätten. Dann kamen noch einige Stammfreier dazu, die sich in mich verliebten (das sagten sie immer; in was sie eigentlich verliebt waren, war mein Körper) und ich mir immer wieder dieselben Geschichten anhören musste; die gleichen Schleimereien, die falschen Komplimente… das hält man irgendwann nicht mehr aus. Manchmal hätte ich mir gewünscht auch kein Deutsch zu verstehen.

Jedenfalls hat da dieses Abschalten begonnen, zumindest habe ich da zum ersten Mal gemerkt, dass ich ständig in Gedanken weg war. Die Freier konnten reden und reden, ich habe ab und zu geantwortet, sie redeten weiter und ich floh in Gedanken zurück in meine Traumwelt. So wusste ich dementsprechend meist auch nicht mehr sehr viel von Gesprächen. Manchmal waren sie dann beleidigt, wenn ich eine ihrer tollen Geschichten nicht mehr auf dem Schirm hatte, Namen vergessen habe, auch Gesichter vergessen habe… doch das war mir egal, ich machte mir auch keine Gedanken darüber.

Dann im normalen Leben aber, nach der Prostitution, war es leider sehr störend nicht richtig aufpassen zu können – und das Problem:

es ging nicht weg.

Und ich wusste auch nicht was mit mir los war.

Nach einem Gespräch mit jemandem ist mir immer aufgefallen, dass ich schon wieder abgeschalten hatte. Das merkte ich meist dann, wenn ich von dem Gespräch nichts mehr wusste. Ich konnte aber dieses Abschalten nicht verhindern, es war wie bereits erwähnt eine Art Automatismus.

Zudem hatte ich enorme Sprachschwierigkeiten entwickelt. Ich konnte keine Unterhaltung ohne Stottern oder Wörterkauderwelsch sprechen.

Je mehr ich das alles wahrnahm, desto suspekter wurde es mir. Ich hatte ja keine Ahnung davon, was mein Gehirn in der Prostitution für Schutzmechanismen entwickelt hatte, mit welchen ich nun zu kämpfen hatte.

Es war mir unheimlich und ich war allein damit.

Ich dachte ernsthaft an Alzheimer erkrankt zu sein, weil ich so oft von Gesprächen nichts mehr wusste, mich nicht erinnern konnte, mich nicht konzentrieren konnte, diese Probleme mit dem Sprechen hatte.

Jetzt weiß ich, dass es natürlich kein Alzheimer war – es war der Mechanismus der Dissoziation, den ich nicht loswurde.

Diese Erfahrung, in der ich wahrgenommen habe „nicht richtig im Hier und Jetzt bleiben zu können“, war erschreckend für mich.

Aber ich hatte es ganz einfach verlernt.

In der Prostitution hatte ich verlernt im Augenblick zu sein.

Ich bin geflohen – in den Gesprächen mit den Freiern sowie auch in den Zimmergängen mit ihnen.

Dieser Mechanismus hatte mir dabei geholfen alles auszuhalten.

Leider lies er mich nach meinem Ausstieg ca. 1 1/2 Jahre nicht los.

Es war sehr kräftezehrend.

Zum einen, weil ich selbst nicht wusste, was mit mir los war (ich habe nie eine Therapie gemacht, in der mir jemand erklärt hätte, was in mir vorgeht – wobei ich bezweifle, dass die meisten gewusst hätten, was mit mir los ist – es fehlt oft einfach an der Spezialisierung und dem Wissen um die Thematik und Problematik in der Prostitution)

Zum anderen, weil ich ständig versucht habe immer neue Strategien zu entwickeln um diese Probleme, die ich an mir bemerkt habe, zu beseitigen. Und ich musste irgendwelche Strategien entwickeln, denn es war die Zeit, in der ich mein Abitur schrieb – mündliche Prüfungen anstanden, in denen ich nicht stottern oder die Fragen der Prüfer vergessen wollte. Ich musste ihnen folgen können, ich musste es irgendwie hinkriegen, denn dieses Abitur war mein Schlüssel in ein neues Leben. Ich stand sehr unter Druck.

Bzgl. den Sprachschwierigkeiten habe ich geübt, bevor ich angefangen habe zu sprechen, mir einen Satz im Kopf auszudenken und in Gedanken zuerst aufzusagen bevor ich ihn laut ausspreche – selbst das hat oft nicht funktioniert. Und ihr könnt euch vorstellen, wenn man normal an einem Gespräch beteiligt ist, kann man für einen einzigen Satz nicht einfach mal eine Minute brauchen.

Da redet man halt – war aber zu der Zeit einfacher gesagt als getan.

Bzgl. dem „Nichtfolgenkönnen“ meines Gesprächspartners habe ich irgendwann angefangen mich extrem auf die Unterhaltung zu konzentrieren. Richtig zu konzentrieren, nicht abzuschweifen, meine Gedanken am Boden zu lassen.

Immer wieder, bei jedem Gespräch habe ich das geübt. Mich gezwungen, „da“ zu bleiben.

Das klingt einfach – war es allerdings ganz und gar nicht!

Und ich war richtig verzweifelt.

Ich hatte das Gefühl, dass es immer schlimmer wurde.

Dort in den Bergen war ich während der Arbeitszeit zwar meist der einzige Mensch auf der Anlage.

Dennoch war ich nicht allein.

Es waren jene Lebewesen da, die mich zu dem gemacht haben, was ich heute bin.
Pferde.

Bereits vor meinem Ausstieg habe ich mich tiefgründig mit ihnen befasst, gelesen über den Umgang mit ihnen, habe eine 1-jährige Weiterbildung in der Tierpsychologie für Pferde besucht, war auf verschiedenen Seminaren, habe mich auch mit dem Thema „Persönlichkeitsentwicklung/Wachstum und Transformation des Bewusstseins“ mithilfe von Pferden beschäftigt. Ich liebte Pferde schon zu diesem Zeitpunkt, aber dieses Transformationszeugs war schon irgendwie Hokuspokus für mich. Ich bin ein eher rational denkender Mensch, dennoch wurde ich eines besseren belehrt.

Die Arbeit mit den Pferden nach der Prostitution hat diesen Mechanismus der Dissoziation, dieses Abschalten, in mir vernichtet. Ich war hilflos und verzweifelt wie ein kleines Kind. Die Pferde haben mich „an die Hand genommen“ und mir gezeigt, was es bedeutet, den Augenblick zu leben – was es bedeutet, im Augenblick zu sein, ihn zu genießen anstatt Angst vor ihm haben zu müssen und fliehen zu wollen. Pferde haben mich zu dieser stabilen Persönlichkeit geformt, die ich heute bin –  sie haben mir den Weg dafür geebnet, dass ich nun den Weg gehe, der mich so unglaublich erfüllt – sie waren die besten Lehrer, die ich jemals hatte.

Dazu möchte ich eine Passage aus einem anderen Artikel meines Blogs abdrucken, die ich ein bisschen abgeändert habe:

„Durch Pferde habe ich gelernt authentisch zu sein, denn sie haben mich in der Arbeit mit ihnen regelrecht dazu aufgefordert. Pferde sind Fluchttiere. Sie nehmen jede kleine Regung des Körpers und Schwingungen wahr. In der Natur brauchen sie das um zu überleben, um im Notfall rechtzeitig fliehen zu können.

Wenn ich also traurig war und meine Traurigkeit unterdrückt habe, funktionierte die Arbeit mit den Pferden nicht. Das Longieren, die Bodenarbeit: alles wirkte steif und wenig harmonisch. Egal welche Gefühle ich unterdrückt habe, sobald ich sie unterdrückte, merkten die Pferde, dass etwas nicht stimmte. Ob sie genau die Gefühle wahrnehmen können, die gerade in uns sind, weiß ich nicht, aber aufgrund ihres Fluchtinstinktes wissen sie, wenn man sich verstellt und versucht etwas in einem zu unterdrücken, wenn man probiert, nach außen hin etwas darzustellen, was man innen aber gerade nicht ist; beispielsweise lacht man nach außen hin, währenddessen man tieftraurig ist. Dadurch werden Pferde misstrauisch, denn sie wissen nicht woran sie sind, ob sie fliehen müssen oder ob man keine Gefahr darstellt. Ich dachte immer ich dürfe im Umgang mit ihnen weder meine Trauer, meine Angst noch meine Wut zeigen. Doch was ich im Laufe der Zeit im Umgang mit Pferden gelernt habe, berührt mich noch heute und trotz meiner ganzen Weiterbildungen war es reiner Zufall, dass ich es entdeckt habe.

Hier diese kleine Geschichte:

Ab und zu war ich allein auf Arbeit in einer großen Halle mit einem einzigen Pferd.

Allein, mit dem Pferd, der Musik und meinen Erinnerungen an die Vergangenheit.

Es war an einem Tag, an dem ich sehr traurig war. Meine Oma war zu dieser Zeit gestorben. Ich hörte ein sehr melancholisches Lied im Radio und war den Tränen nahe. Ich musste auch über alles Vergangene nachdenken. Das Pferd führte ich neben mir im Schritt. Ich versuchte meine Trauer zu unterdrücken, da ich es arbeiten und bewegen musste. Irgendwelche Gefühle waren hier fehl am Platz, dachte ich. Ich wollte meine Stimmung nicht an ihm auslassen.

Ich begann es zu longieren, in Gedanken war ich aber nicht wirklich bei der Sache. Nichts funktionierte. Das Pferd lief nicht wie ich wollte, wurde nicht locker, dehnte sich nicht, war richtig stur. Ich wurde wütend, weil nichts klappte an diesem Tag. Die Wut führte dazu, dass ich meine Tränen nicht mehr unterdrücken konnte. Ich blieb stehen und schmiss die Longe auf den Boden.

Da stand ich nun in der Halle, bin auf das Pferd zugegangen, habe mich an das Pferd gelehnt, es umarmt und aus tiefstem Herzen geweint. Den Schmerz ausgedrückt, den ich schon so lange mit mir rumgetragen hatte, den ich aber nie mit jemandem geteilt hatte. Mir fiel es immer schwer mich anderen Menschen zu öffnen.

Da standen wir nun beide. Ich heulend, schluchzend, traurig – aber ehrlich und authentisch. Es war mir möglich mich komplett fallen zu lassen. Ich spürte in diesem Augenblick eine Verbundenheit. Es gab mir das Gefühl, dass es nur dann bereit dazu war mit mir zu sein, wenn ich keine Maske trage.

Als ich mich beruhigt hatte, war mir nicht mehr nach alltäglichem Longieren oder irgendwelchen Gymnastikübungen. Ich ließ es vom Kappzaum los, es sollte machen, was es wollte. Es sollte lebendig sein können, laufen können, Spaß haben können, es sollte genau die Freude fühlen können, die ich dadurch empfunden hatte, dass es mich „angenommen“ hatte. Ich war glücklich in diesem Moment. Ich war Hier, keine versteckten Gefühle. Das hat das Pferd gemerkt. Es wusste in diesem Moment, dass ich authentisch bin, es konnte mich jetzt einschätzen und wusste, dass ich keine Gefahr darstellte.

Nie zuvor hatte ich mit ihm Freiarbeit gemacht, an diesem Tag war es das erste Mal. Ich bewegte mich nun zuerst durch die ganze Halle, es folgte mir aufmerksam, achtete auf mich, meine Bewegungen, meine Körpersprache. Ich war in diesem Moment so im Hier und Jetzt verwurzelt, so echt, dass ich mit dem Pferd mental verbunden war. Ohne es je zuvor geübt zu haben, fing ich an es ohne alles im Zirkel zu longieren, frei, nichts in der Hand. Es hätte machen können, was es wollte, aber es folgte mir, mithilfe nur kleinster Bewegungen meines Körpers, mithilfe meiner Gedanken. Es blieb bei mir im Schritt, Trab und im Galopp. Nur durch kleinste Zeichen wechselte es sauber die Gangarten. Vom Schritt sofort in den Galopp, vom Traben sofort zum Stehen, vom Stehen sofort in den Trab. Nur durch die Anwendung meiner eigenen Energie konnte ich das Tempo der jeweiligen Gangart des Pferdes beschleunigen oder verlangsamen. Es wurde locker. Es trabte nicht nur, sondern es war voller Anmut, harmonisch und mächtig im Ausdruck, gewaltig in seinen Schritten, einfach wunderschön zu beobachten. Es schwebte mit einer Leichtigkeit durch die Halle. Genau mit derselben Leichtigkeit, die ich in diesem Moment empfand.

Ich war da, im Augenblick, im Jetzt.

Ich war eins mit dem Pferd. Eins mit einem Wesen, was doch eigentlich so verschieden ist.

Dieses Gefühl war unglaublich, einfach unbeschreiblich. Es war absolut magisch.

Von da an verstand ich, dass ich in Gegenwart der Pferde weinen kann, wenn ich traurig war, wütend sein kann, wenn ich Wut empfand, und so weiter… ich konnte alles sein, solange ich das auslebte, was ich fühlte und das Pferd mich somit als authentisch einordnen konnte.

Ich musste im Umgang mit ihnen mein wirkliches Ich entdecken, dieses im Hier und Jetzt zulassen und ausleben. Durch dieses authentische Auftreten bin ich mit dem Pferd gedanklich verschmolzen – und das verursachte das schönste Gefühl in mir, was man sich nur vorstellen kann.

Einssein, unendliche Freiheit bei gleichzeitiger Liebe und Lebendigkeit, Akzeptanz im Jetzt durch die Person, die man wirklich ist.

Es ist dieser unglaublich wundervolle Moment des Zusammenseins, der so wahnsinnig intensiv ist, weil er ECHT ist.

Pferde waren es, die mich dazu aufgefordert haben, echt zu sein, ich selbst zu sein und mich dafür in ihre Welt gelassen haben, mir vertraut haben, bereit dazu waren mit mir zu verschmelzen.

 Sie zeigten mir, dass es wunderschön sein kann, einen Moment gemeinsam zu leben.

Sie haben viele Momente geschaffen, in denen ich nicht fliehen wollte, in denen ich keine Angst hatte – sondern in denen ich einfach nur tiefstes Glück und das höchste Ausmaß an innerster Zufriedenheit empfunden habe.

Sie haben mich gelehrt authentisch sein zu dürfen, Gefühle zeigen und zulassen zu müssen, um akzeptiert und angenommen zu werden.“

So habe ich also durch sie gelernt, im Augenblick zu bleiben. Nicht ständig abzuschweifen oder abzuschalten. Ich konnte irgendwann dieses „im Augenblick bleiben“ während der Arbeit mit den Pferden auf ein „im Augenblick bleiben“ bei den Menschen übertragen. So wurde es besser mit meiner Sprache und den zwischenmenschlichen Unterhaltungen. In den mündlichen Abiturprüfungen habe ich richtig gut abgeschnitten. Seitdem wurde es immer besser.

Seit nun ca. 1 ½ Jahren habe ich weder Sprachschwierigkeiten noch dieses „Nichtfolgenkönnen-Problem“. Es ist alles weg – und ich bin unglaublich froh darüber!

Einfach in der Vorlesung sitzen zu können, mich melden und mitdiskutieren zu können, dabei bleiben zu können. Eos macht richtig Spaß!

Pferde haben mich verändert, positiv verändert.

Für manchen mag es irrsinnig klingen, aber sie haben mir gezeigt, was echte Akzeptanz und Verbundenheit bedeuten.

Diese Gefühle waren mir bis dahin eigentlich fremd.

Jeder Tag, mit seinen Höhen und Tiefen, ist mittlerweile ein Geschenk für mich – ich habe angefangen das Leben zu genießen, das Studium erfüllt mich, ist spannend. Nicht nur die Liebe zu einem Menschen, sondern auch die Liebe zum Leben selbst kann einen unheimlich glücklich machen.

Ich weiß, wer ich bin, was ich möchte und wofür ich einstehe.

Dafür werde ich mich einsetzen, komme, was wolle.

Deutsche Übersetzung des Trauma-Vortrages (Thema: Trauma und Prostitution)

 

So, liebe Luise, du hattest eine gute Idee: wie versprochen zum Ende der Woche hin hier für dich und auch für diejenigen Menschen, die keinen direkten Zugang zur englischen Sprache haben und diesen Text aber unbedingt lesen sollten. Die deutsche Übersetzung von Frau Dr. Kraus Vortrag. Jeder sollte sich zu Gemüte führen, was da drin steht. Ich habe es übersetzt, so gut es mir möglich war. Keine Gewähr für die 100%ige Richtigkeit, aber ich habe mir Mühe gegeben 🙂

Es exisiert bereits ein Vortrag von ihr mit Ähnlichkeiten zur Thematik, aber hier gibt es viele neue interessante Details, vor allem das Beispiel mit dem Autounfall und dem Test im CT ist sehr interessant.

Ihre „Einleitung“ habe ich ausgelassen.

Los geht’s.

Dr. Ingeborg Kraus , Edmonton/Canada, 16.09.2016.

Ich werde Ihnen nun erklären, wie man die Prostitution aus Sicht der Psychotraumatologie beurteilt.

Es gibt 2 Arten von Trauma. Die zweite Art (im Bild: Typ 2) verursacht komplexe Traumata.

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Typ 1: plötzlich, unerwartet, einmalig

  • Apersonal: durch einen Autounfall, eine Naturkatastrophe,…
  • Zwischenmenschlich: durch einen Überfall/Angriff, durch eine Vergewaltigung, durch den Verlust einer nahestehenden Person,..

Typ 2: sich chronisch-steigernd

  • Politische Übergriffe: durch Krieg, Folter, Geiselnahme, Haftstrafe im Konzentrationslager,..
  • Nahes Umfeld: durch Missbrauch und Vernachlässigung in der Kindheit, häusliche Gewalt, Prostitution.

Wenn wir die Epidemiologie von Traumata betrachten, haben wir festgestellt, dass es auf den jeweiligen Typ des Traumas ankommt, ob jemand eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entwickelt oder nicht. Und eine Vergewaltigung birgt das größte Risiko um eine PTBS zu entwickeln.

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Das erste, was es also zu sagen gibt ist, dass man nicht so einfach seine Gedanken/Seele vom Körper abspalten kann.

Wenn wir uns die Verbreitung von sexuellem Missbrauch ansehen, und damit die schlimmste Form von Trauma, muss man feststellen, dass er weit verbreitet ist.

Auf internationaler Ebene: 20 % der Mädchen erleben sexuelle Gewalt, 5-10 % der Jungen erleben ebenfalls sexuelle Gewalt.

Eine nationale Umfrage aus Frankreich, die 2014 gemacht wurde, kam auf die selbe Zahl.

Kinder sind die häufigsten Opfer sexueller Gewalt. Es gibt eine hohe Anzahl an Reviktimisierungen (70 % von ihnen werden auch im Erwachsenenalter Opfer sexueller Gewalt).

Der Täter kommt aus dem nahen Umfeld.

Diejenigen, die sich eigentlich kümmern sollen, sind die Angreifer.

Diejeingen, die eigentlich vertrauenswürdig sein sollten, missbrauchen.

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Muriel Salmona, eine Psychiaterin aus Frankreich, hatte mich letztes Jahr gebeten nach Paris zu kommen um über die Situation in Deutschland zu sprechen und wir haben herausgefunden, dass wir die gleichen Statistiken haben. In Deutschland ist es die Recherche von Monika Schröttle, die 2004 veröffentlicht wurde mit 10.264 Frauen zwischen 16 und 25 Jahren.

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Leid, welches komplexe Traumata verursacht, ist ein nationales Problem, welches die Gesellschaft Billionen von Euro kostet.

Van der Kolk (Medical Director des Trauma Center Research in Brooklin/Massachussets) sagt: wenn Soldaten aus dem Krieg heim kommen, dann sind die Zeitungen voll damit. Wenn Frauen Opfer von häuslicher Gewalt werden, interessiert das niemanden. Muriel Salmona spricht davon, dass wir noch immer in einer Vergewaltigungskultur leben.

Erste Lektion:

Es handelt sich im Hinblick auf die Prostitution nicht um zwei Bevölkerungsgruppen, einmal also die Gruppe der glücklichen Sexarbeiterinnen und auf der anderen Seite die Gruppe der Kinder, die Missbrauch erlebt haben. Nein, es ist ein und dieselbe Bevölkerungsgruppe. Es sind die Kinder, die damals von der Gesellschaft hängen gelassen wurden und die nun ein zweites Mal von der Gesellschaft im Stich gelassen werden. Das System der Prostitution nutzt diese traumatisierten Kinder für ihre eigenen Zwecke.

Was ist also Prostitution? Ist Prostitution Gewalt? Oder ein Service?

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Es hat eine große Anzahl an Studien gegeben, die versucht haben herauszufinden, ob Frauen in der Prostitution Gewalt erleben. Hier wieder die Ergebnisse von Schröttle aus dem Jahr 2004. Zu dieser Zeit war die Mehrheit der Frauen in der Prostitution Deutsche (80%). Wenn man die nachfolgenden Zahlen sieht, kann man keinesfalls sagen, dass Prostitution ein Job wie jeder andere ist:

92 % erlebten sexuelle Belästigungen, fast 90 % physische und psychische Gewalt und 59 % sexuelle Gewalt. Heute würden die Zahlen noch schlimmer aussehen, ich würde sagen es wäre von allem 100 %, da wir nur 5 % an Frauen in der Prostitution haben, die aus Deutschland kommen, 95 % der Frauen sind aus dem Ausland. Die Bedingungen sind schlechter geworden.

Seit dem Gesetz von 2002, welches Prostitution zu einem Job wie jeden anderen gemacht hat, sieht man wachsende Perversionen bei Sexkäufern in Deutschland. Die Praktiken werden gefährlicher mit einem Anstieg von Gewalt gegen Frauen und einem Verlust von Schutz der Frauen. Es gibt ein „Menü“, welches im Internet kursiert, aus dem sich die Sexkäufer aussuchen können, was sie gerne hätten:

  • AF = Algierfranzösisch (Zungenanal) – tongue anal
  • AFF = Analer Faustfick (die ganze Hand im Hintereingang) – Anal Fist Fucking
  • AO = alles ohne Gummi – everything without rubber Braun-weiß = Spiele mit Scheiße und Sperma – play with shit and sperm
  • DP = Doppelpack (Sex mit zwei Frauen) oder: double Penetration (zwei Männer in einer Frau) – Sex with 2 women or double penetration (2 men in one woman)
  • EL = Eierlecken – licking the balls
  • FFT = Faustfick total – Fist Fuck totally
  • FP = Französisch pur (Blasen ohne Gummi und ohne Aufnahme) – blow job without rubber
  • FT = Französisch total doppeldeutig: Blasen ohne Gummi mit Spermaschlucken und seltener: Blasen ohne Gummi bis zum Finale – Blow job without condom and with swallowing the sperm.
  • GB = Gesichtsbesamung (manchmal auch Gangbang, also Gruppensex, aber mit deutlichem Männerüberschuss) Ejaculating into the face.
  • GS = Gruppensex – Group Sex.
  • Kvp = Kaviar Passiv (Frau lässt sich anscheißen) – Man shits on woman
  • SW = Sandwich, eine Frau zwischen zwei Männern – one woman between 2 men tbl, = tabulos, ALLES ist erlaubt – without taboo, everything permitted.
  • ZA = Zungenanal (am / im Hintereingang lecken) – licking the anus.

 

Wenn man das liest, brauche ich keine weiteren Studien um festzustellen, ob Prostitution ein normaler Service/Job ist oder nicht.

Den After eines fremden Menschen zu lecken ist kein Job.

Wir müssen dieses Nichtwahrhabenwollen stoppen.

Wie kann eine Frau so etwas aushalten? Das ist die Frage, die wir uns stellen müssen.

Hier ist ein Auszug von dem, was Michaele Huber, eine deutsche Traumaexpertin, dazu sagt:

  • „Um einem fremden Menschen zu erlauben, seinen Körper penetrieren zu lassen, ist es nötig, einige natürliche Phänomene abzuschalten wie: Angst, Scham, Ekel, Fremdheit, Verachtung, Selbstverachtunng.
  • An dessen Stelle treten Gefühle wie Gleichgültigkeit, Neutralität, eine funktionelle Vorstellung von Penetration oder eine Umdeutung des (Geschlecht-) aktes in einen Job oder Service.
  • Viele Frauen in der Prostitution haben gelernt abzuschalten, entweder durch sexuelle Gewalt oder Vernachlässigung in der Kindheit.

Wenn wir uns nun die Voraussetzungen ansehen, die in die Prostitution führen, müssen wir begreifen, dass die Mehrheit der Frauen dort schlimme Formen von Gewalt in ihrer Kindheit erlebt haben.

Es gibt 3 Studien: eine von Melissa Farley, die anderen beiden sind aus deutschen Forschungsinstituten. Ihnen ist zu entnehmen, dass sexuelle Gewalt und physische Gewalt herrschend sind.

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Was richtet also ein Trauma bei einem Menschen an?

Das hier ist ein Satz, an den ich mich erinnere, von einer Frau, die 9/11 überlebt hatte und im deutschen Fernsehen interviewt wurde:

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„Ich habe 10 Jahre gebraucht um zu verstehen, dass ich kein Opfer mehr bin, sondern eine Überlebende.“

Sie ging nachhause und hat sich gewaschen, sie hat sich von dem ganzen Staub auf ihrer Haut befreit, aber es gab etwas in ihrem Gehirn, wovon sie sich nicht befreien konnte. Und zwar hat sie eine Posttraumatische Belastungsstötung entwickelt.

Studien haben ergeben, dass eine Posttraumatische Belastungsstörung bei Frauen in der Prostitution sehr gängig ist.

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Deswegen möchte ich Ihnen zunächst erklären, was eine „einfache“ Posttraumatische Belastungsstörung ist.

Ein Trauma ist eine Verletzung, welche

  • das Gehirn
  • den Körper
  • das Verhalten /Beziehungen
  • die Psyche

betrifft.                                     

Ich möchte Ihnen zuerst die Neurobiologie eines Traumas erklären.

Hier sehen Sie die Teile des Gehirns, welche bei einem Trauma betroffen sind:

 

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  • der präfrontale Kortex
  • das „alte Gehrin“
  • das limbische System mit der Amygdala und dem Hippocampus

 

Der präfrontale Kortex hat die Funktion zu verstehen und in der jeweiligen Situation zu sein, Entscheidungen zu treffen, an die Vergangenheit zu erinnern, zu reagieren, zu beruhigen.

Das „alte Gehirn“ hat die primitiven Funktionen: es ist unser autonomes Nervensystem, welches unsere Organe aktiviert um uns am Leben zu erhalten. Es beschleunigt unseren Herzschlag, es lässt uns schneller atmen, etc…

Die Amygdala ist unser Alarmsystem, sie hat 2 Funktionen:

  • sie scannt durchgehend unsere Umgebung danach, ob uns jemand umbringen möchte und ob wir in Gefahr sind, sie kann Hormone produzieren, die uns in eine Lage versetzen, welche es uns ermöglicht zu überleben, indem dadurch dann eine „Kampf oder Flucht Reaktion“ folgt.
  • Sie ist auch ein Gedächtnis, wenn wir uns daran erinnern müssen, was gefährlich für uns war.

Der Hippocampus stellt Erinnerungen/das Gedächtnis her. Wenn also Informationen kommen, dann organisiert, verteilt und speichert er sie.

Wenn sich nun jemand in einem Stresszustand befindet, gibt die Amygdala Alarm und sendet Informationen an unseren Körper, die Hormone produzieren, so dass wir uns wehren oder fliehen oder erstarren können:

4 Hormone sind hier involviert:

  • Adrenalin, welches unseren Körper in eine Lage versetzt, in der er fliehen oder sich wehren kann um am Leben zu bleiben
  • Cortisol, welches uns Energie gibt um diese Kampf/Flucht-Reaktion auszuführen

Und die anderen 2 Hormone sperren den Schmerz:

  • Opioide, sie sind natürliche Morphine. Sie schützen uns vor Schmerz, blockieren aber auch alle anderen Gefühle. Es kann also passieren, dass Frauen, die vergewaltigt werden und über das sprechen, was ihnen passiert ist, ohne Emotionen erzählen.
  • Oxytocin: es fördert gute Gefühle, auch um Schmerz zu blockieren. Der Körper wird in einen Zustand versetzt, in dem wir uns gut fühlen. Menschen können dadurch ein Trauma schildern und dabei lächeln. Das kann unglaublich verwirrend sein und erklärt wohl auch die hohe Anzahl an Reviktimisierungen. Prostitution kann ein selbstverletzendes Verhalten sein um zu versuchen inneren Schmerz zu verringern.

Opfer eines Traumas weisen also eine gemischte Kombination dieser Hormone auf. Es kann variieren, etc…

Wenn man aber in Gefahr ist und nicht fliehen kann, lässt einen die Hormonkonzentration erstarren. Der präfrontale Kortex wird überflutet von Katecholaminen und man ist handlungsunfähig.

Du weißt, was passiert, aber du kannst es nicht stoppen, du dissoziierst.

Hier können Sie 2 Reaktionen sehen und was sie mit uns anstellen (wenn also in einem Stresszustand die Amygdala Alarm schlägt und Informationen an unseren Körper sendet, die dann Hormone produzieren, sodass wir uns entweder wehren/fliehen können oder erstarren):

  1. Kampf/Flucht Reaktion
  • Das Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt an
  • Schnelles Atmen
  • Schwitzen
  • Erhöhter Muskeltonus
  • Der Körper bekommt Energie ins Blut (Blutzucker, Fette)
  • Die Schmerzgrenze steigt
  • Das Immunsystem ist hoch aktiviert
  • Die Blutzirkulation ist in vielen Organen, die wir in dem Moment nicht brauchen, herabgesetzt

 

       2. Dissoziation

Wenn der Stress zu heftig wird, wird die Amygdala mit anästethischen Substanzen isoliert:

  • Das Bewusstsein und das Gedächtnis sind betroffen: es fühlt sich an als wäre man in einem Trance-Zustand
  • Das Körpergefühl ist betroffen: Benommenheit, wie ein „neben sich stehen“, in dem man das Geschehen von weiter Weg betrachtet
  • Die Umgebungswahrnehmung ist betroffen: es ist wie durch einen Tunnel zu blicken oder alles im Nebel zu sehen
  • Die Identität ist betroffen: als ob man eine Rolle spielen würde, es herrscht Verwirrung über die eigene Identität, multiple Persönlichkeiten, …

 

Zweite Lektion:

Das System der Prostitution profitiert vom Phänomen der Dissoziation, in welcher die Frauen nicht in der Lage sind sich selbst zu wehren. Sie stellen ihren Körper zu Verfügung und erleiden extreme Gewalt. Diese Frauen werden mehr und mehr traumatisiert.

Das Phänomen der Dissoziation ist keines, welches man an- und ausschalten kann, so wie man sich das gerade wünscht. Die Dissoziation kann bleiben. Es gibt integrative Funktionen, die für längere Zeitspannen unterbrochen werden. Es ist jedes Mal beeindruckend für mich wenn ich sehe wie diese Frauen wieder zurück ins Leben finden. Nach einer erfolgreichen Therapie sagen einige: „Jetzt kann ich Schmerz empfinden“ oder „Ich kann jetzt riechen und Essen hat einen Geschmack“ oder „Jetzt verstehe ich, wer ich bin.“

Wenn es nur dieses Phänomen der Dissoziation gäbe, würden sich die Folgen der Prostitution darauf beschränken, aber es existieren noch die traumatischen Erinnerungen.

Während der Dissoziation sind der Körper und der Kortex größtenteils wie eingefroren, etwa wie unter Anästhesie. Man nimmt Dinge wahr, aber sie werden nicht alle vom Kortex festgehalten. Weil der Hippocampus während eines Traumas nicht richtig arbeitet, können die Informationen und der Kontext des Geschehens nicht genau zugeordnet/gespeichert werden. Deshalb sind Opfer von Traumata nicht immer fähig zu sagen: ,, Das ist mir zu dieser Zeit an diesem Ort passiert.“ Es kommt auch zu Amnesien, Gedächtnislücken. Teile dieser Erfahrung sind an einem anderen Platz im Gehirn gespeichert worden, welches wir als „Trauma-Gedächtnis“ bezeichnen  (ein Teil der Amygdala).

Ich werde Ihnen nun 2 Bilder von 2 Gehirnen eines Paares zeigen, die Opfer eines schweren Autounfalls waren. Es wurde von beiden ein CT gemacht und während der Aufnahmen wurde ihnen die Geschichte ihres Autounfalls erzählt.

Hier sieht man die Reaktion des Mannes, er reagiert mit der „Kampf/Flucht-Reaktion“. Die Frau dissoziiert.

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Es war ein Experiment von Van der Kolk, und er fragte sich, warum eine Person so reagierte und die andere Person, also die Frau, dissoziierte. Als er mit der Frau sprach, stellte er fest, dass sie ein Opfer von Vernachlässigung in der Kindheit war. Sie lernte also sehr früh abzuschalten.

Das bedeutet, dass das Trauma-Gedächtnis voll Informationen steckt, welche die Amygdala jedes Mal in Alarmbereitschaft versetzen, wenn es getriggert wird. Es versetzt einen entweder in die Lage sich wehren/fliehen zu wollen oder zu dissoziieren. Das erklärt die hohe Zahl an Reviktimisierungen unter den Opfern. Sie haben gelernt zu erstarren sobald sie getriggert werden. Sie können sich dann selbst nicht mehr verteidigen oder schützen.

Noch ein paar Worte über das Trauma-Gedächtnis: dieses Gedächtnis funktioniert nicht wie der Kortex. Es ist wie eine Black-Box, zu der wir keinen bewussten Zugang haben und wir auch nicht wissen, dass es existiert. Dieses Gedächtnis sammelt traumatische Erfahrungen komplett durcheinander, ohne ein Gefühl von Zeit und Raum. Es ist nicht semantisch; es hat keine Sprache. Das Gespeicherte kann jederzeit hervorgerufen werden durch bestimmte Trigger, welche das Trauma wieder aufleben lassen: ein Geruch, eine Farbe, ein Geräusch, Bilder, Wörter, Sätze, etc. In diesem Moment löst es eine starke Angst aus, als ob die Person das Trauma in dem Augenblick noch einmal erlebt. Es ist das, was man als „Flashback“ bezeichnet. Diese Reaktionen sind als Posttraumatische Belastungsstörung bekannt. Es ist als hätte man eine explosive Bombe im Kopf.

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Hier habe ich die Symptome einer PTBS aufgelistet. Der Körper fährt in einer Weise fort zu fühlen als ob das Trauma immer und immer wieder passiert. Das Gehirn ist beschädigt und lässt einen denken, dass die Gefahr immer noch da ist, dass sie nicht weg ist.

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Das ist also eine „einfache“ PTBS, einer Person des Trauma Typ 1, wie das Opfer von 9/11.

Was passiert nun, wenn jemand wiederholt traumatischem Missbrauch ausgesetzt ist? Und dieser von Leuten wahrgenommen wurde, die sich eigentlich kümmern sollten? Sie können sich vorstellen, dass das Alarmsystem einer solchen Person dann komplett falsch eingestellt ist und die Funktionen sich zu beruhigen und sich sicher zu fühlen sich nicht entwickelt haben. Viele Studien über PTBS zeigen eine hohe Komorbidität mit anderen psychischen Störungen.

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Opfer von interpersonellem und chronischem Missbrauch stehen unter konstanter Gefahr. Für sie gab es nie einen sicheren Platz, es gab nie eine sichere Person. Sie wissen nicht, was das bedeutet. Diejenigen, die eigentlich helfen sollen, verletzen. So wird das Selbst in Verzicht eingetaucht, in Täuschung, in Schuld, in Demütigung und in Isolation. Die Kinder entwickeln große Gefühle von Scham, weil sie glauben, dass es ihr Fehler ist, was passierte.

Wenn diese Menschen erwachsen sind bekommen sie von Ärtzen viele Diagnosen.

Aber es ist wohl nur eine Einzige (richtige) und sie nennt sich „komplexes Trauma“.

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Seit über 30 Jahren nun fordern Traumaexperten, dass diese neue Diagnose im Klassifizierungssystem akzeptiert wird. Sie wurde abgelehnt beim DSM4 und 2013 wieder abgelehnt für das DSM5. Van der Kolk sagt, dass wir ein irrsinniges Diagnosesystem haben, welches das Leben von Menschen ignoriert. Es bestimmt die Diagnose eines Menschen danach, welche Symptome er aufweist, aber es wird nicht identifiziert, worunter er eigentlich leidet.

Also nochmal:

sich in Stillschweigen hüllen.

 

  1. Menschen mit einem komplexen Trauma haben Schwierigkeiten ihre Gefühle und Impulse zu regulieren. Sie tendieren dazu bei Stress überzureagieren. Sie haben Probleme sich selbst zu beruhigen, weil sie es nicht gelernt haben. Sie werden selbst-zerstörerisch, weil äußerer Schmerz einfacher zu händeln ist als innerer Schmerz: Essstörungen, selbstverletzendes Verhalten, Abhängigkeiten, Prostitution….
  2. Sie haben oft dissoziative Symptome. Die Informationen und Erfahrungen können nicht erzählt werden. Sie können nicht darüber sprechen, was ihnen passiert ist, weil das Gedächtnis nicht integriert ist. Dieses wird zwar ihr Leben weiterhin beeinflussen, aber es kann nicht in Worte gefasst werden. Es existieren keine „Dateien“ im Gehirn dieser Menschen, aufgrund derer sie sagen können, was passiert ist. Ihr Gedächtnis ist zersplittert. Der einzige Weg um zu fliehen, wenn man physisch nicht fliehen kann, ist mit den Gedanken: man dissoziiert. Diese Menschen haben nie gelernt sich zu schüzten, sich zu wehren. Das ist der Grund, warum Reviktimisierung so häufig ist. Eine der stärksten Formen der Dissoziation ist die, bei der man eine multiple Persönlichkeit entwickelt.
  3. Die Art, wie sie sich selbst wahrnehmen wird zerstört. Sie entwickeln Täterintrojekte: sie denken, dass sie nicht liebenswert sind, dass sie unfähig und unerwünscht sind. Die Opfer machen sich selbst Vorwürfe, geben sich die Schuld und glauben, dass niemand sie verstehen wird. Sie tragen ein großes Schamgefühl in sich. Nicht nur wegen dem, was ihnen angetan wurde, sondern weil sie denken, dass es ihnen angetan wurde, weil sie sind, wer sie sind.
  4. Veränderungen in der Wahrnehmung zum Täter: sie denken die ganze Zeit an den Täter, sie fühlen sich von ihm kontrolliert und zwar auch dann, wenn er nicht mehr da ist. Sie nehmen die Sicht des Täters ein und betrachten sich selbst aus dieser Sicht, sie geben die ganze Macht dem Täter. Sie binden sich an den Täter, weil Bindung für ein Kind wichtig ist beim Aufwachsen. Sehr oft wird der Missbraucher dann als nette Person wahrgenommen. Viele Opfer von Menschenhandel nennen ihren Zuhälter „Vater“.
  5. Sie haben keine Vorstellung davon, wie eine gesunde Beziehung aussehen kann. Man kann nicht das leben, was man nie gesehen hat. Deswegen bekommen sie oft die Diagnose einer Persönlichkeitsstörung, die man Borderline nennt.
  6. Chronisches Trauma beeinträchtigt auch den Körper. Häufig leiden diese Menschen an Somatisierung.

 

In der Therapie vermitteln wir diesen Frauen Fähigkeiten zum Selbst-Management. Wir verleihen jenen Dingen Worte, die verborgen worden sind, wir decken Lügen auf.

Wir weinen.

Wir zeigen ihnen, dass eine andere Art von Beziehung möglich ist.

Die Dynamik von Prostitution und Trauma besteht darin, dass man keine Wahl hat.

Wenn man aber versteht, was passiert ist und was mit einem selbst vorgegangen ist öffnet sich eine Tür, die einem die Möglichkeit gibt zu sagen: „Ich habe eine Wahl“.

 

Vielen Dank!


 

Zum Abschluss möchte ich noch einen Einleitungssatz von Frau Dr. Kraus übersetzen, den sich jeder zu Herzen nehmen sollte.

This is also an important message to you: Don´t keep silent, raise your voice, because if we keep silent, we become part of the perpetrator´s system and dishonor the victims.

Das hier ist auch eine wichtige Nachricht an Sie: Schweigen Sie nicht, erheben Sie ihre Stimme, denn wenn wir schweigen, dann werden wir ein Teil dieses Täter-Systems und erkennen die Opfer nicht an.

 Quelle: www.trauma-and-prostitution.eu/

Trauma as the Pre-condition and Consequence of Prostitution – Dr. Ingeborg Kraus

 

Der nachfolgende, englische Vortrag von Frau Dr. Ingeborg Kraus ist sehr lesenswert.

Er passt ideal zu meinem letzten Blog-Eintrag und der Diskussion:

Gibt es eine gute, freiwillige Prostitution?

Ich bitte alle, diesen Vortrag zu lesen oder auf der entsprechenden Seite, die ich unten verlinkt habe, auf YouTube anzuschauen. Es lohnt sich wirklich sehr.

Dr. Ingeborg Kraus , Edmonton/Canada, 16.09.2016.

Thank you for inviting me here to Edmonton, especially to Kate Quinn from cease[1].

So as you heard, I come from Germany, a country that traumatized the entire world during the second world war, and here I am today to talk to you about trauma. And concerning the handling of prostitution, Germany is not at all a role model, in fact it´s hell on earth. And nobody seems to care, especially women. They don´t raise their voice. They shut up.

So first of all I was asking myself: was it a mistake to invite me? An error? Weren’t you paying attention at the moment when you invited me?

When we talk about trauma, we have to understand the dynamics of trauma. And one of them is to keep silent, so shut up about what has been done to someone. When we talk about trauma, we also have to think how trauma and collective trauma affects our community. I will give you a couple of examples:

Germany, under the Nazis, attacked, deported, killed, put in concentration camps. And for these crimes, it wasn’t the men, but the German women who had to pay. When the liberating soldiers came into Germany, they massively raped the women. Not only the Russian soldiers in Berlin, no, all over Germany, women were raped. And at home, they very often got beaten up by their husbands. They were not allowed to talk about it, they had to shut up and suppress their pain. This mental process: to deny trauma and repress pain, has been well trained by the Germans and seems to have been passed from one generation to the other. If you don´t overcome a trauma, it will be realized again, as Janet already said 100 years ago. So I am asking myself if this silence towards prostitution has something to do with our history. Women have been raped, and they had to keep silent. Now, their men rape, and they keep silent again.

Second, we have a long history of patriarchy. To legitimize the domination and exploitation of women and children without feeling guilt, it is necessary to deny the harm.

When you look at this through the history of psychotraumatology, it started actually with the denial of trauma. Freud, who is the founder of psychoanalysis, treated women (called at that time “hysterical women”). He found out that they were all sexually abused in their childhood. When the men from the medical chamber from Vienna heard about that, they put pressure on Freud and he had to change his thesis. So he developed the fantasy theory were he denied the reality and said that in fact all those women dreamt of the abuse, that they wished it, that this was merely wishful thinking. So again: keep silent!

When Bowelby and Ainsworth found out that the children with a disorganized attachment behavior had experienced neglect and / or sexual violence, they were cut off funding[2]. When the feminists in the 70 said that women who have experienced domestic violence have the same symptoms as the Vietnam soldiers, they were told that rape doesn´t exist in marriage, it´s not trauma. Again: keep silent! Today, when we say that prostitution is violence and causes severe trauma, we get to hear “no, it´s their choice, it´s a sexual service, it´s a job”. So again: a denial of trauma and the order to shut up. Why? All this to protect a taboo subject: male sexuality and its alleged right to fulfilment without constraints or limits.

Healing a trauma means to put words on what has been hidden, to uncover lies. And this is what I did: I put words on the silence. If we want to reverse trauma, we have to tell the truth. So I am not here by chance, but because I have done everything possible to break the silence, which is in my opinion a symptom of a society that has perpetrator introjections. I started with an appeal in my hometown[3], then I mobilized the German trauma experts to take position[4], I started a world wide petition in 6 languages[5] addressed to Angela Merkel[6] to abolish prostitution.

This is also an important message to you: Don´t keep silent, raise your voice, because if we keep silent, we become part of the perpetrator´s system and dishonor the victims.

I will try to explain you how prostitution is seen from the point of view of psychotraumatology.

You have 2 types of trauma. The last one causes complex trauma.

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When we look at the epidemiology of trauma, we find that it depends on the type of trauma whether you develop PTSD or not. And rape is the highest risk to develop PTSD. So the first lesson to learn is: you can not so easily split off your mind from your body.

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When we look at the prevalence of sexual violence, and thus the worst form of trauma, we must state that it is widely spread. On a global level: 20% of the girls experience sexual violence, 5 to 10% of the boys. A national research done in 2014 in France finds the

same number. Children are the most frequent victims of sexual violence. There is a high rate of re-victimization (70% of them will again becomevictims of sexual violence as adults). The perpetrator comes from the close environment. Those who should care are the aggressors. Those who should be trustworthy, abuse.

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Muriel Salmona, a psychiatrist from France, asked me to come to Paris last year, to talk about the situation in Germany and we found, that we have the same statistics. In Germany, this is the research done by Monika Schröttle and published in 2004, with 10.264 women, aged between 16 and 25.

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Harm that causes complex trauma is a national problem and costs the society billions of Euros. Van der Kolk, who is the Medical Director of the Trauma Center Research in Brooklin/Massachussets, says: when soldiers come back from war, the newspapers are full of it, when women become victims of domestic violence, nobody cares. Muriel Salmona says that we still live in a culture of rape.

First lesson to learn: 

This is not about two separate groups in society, i.e. the group of “happy sexworkers” on the one hand, and the group of children who experienced abuse on the other. No, this is one and the same group. It is the children who were abandoned by society then and who are again being abandoned by society now. The prostitution system uses these traumatised children for its own ends.

So what about prostitution? Is prostitution violence? Or a service?

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There has been a huge number of research trying to figure out if women in prostitution face violence. Here again the results of the study done by Schröttle[7] in 2004. At that time the majority of the women in prostitution were German (80%). By seeing these numbers you can not say that it´s a job like any other: 92% experienced sexual harassment, nearly 90% physical violence and mental violence and 59% sexual violence. Today the figures would be even worse, I would say 100% of everything, because we have only 5% of German women working in prostitution and 95% are from abroad. The conditions have got worse.

Since the law in 2002, that made prostitution a job like any other, you see growing perversions among sex buyers in Germany. Practices are becoming more dangerous with an increase in violence against women and a lack of protection for the women. There is a “menu” circulating on the Internet[8], where buyers can choose what they want from a long à la carte list.  I will just cite a couple of them:

  • AF = Algierfranzösisch (Zungenanal) – tongue anal
  • AFF = Analer Faustfick (die ganze Hand im Hintereingang) – Anal Fist Fucking
  • AO = alles ohne Gummi – everything without rubber Braun-weiß = Spiele mit Scheiße und Sperma – play with shit and sperm
  • DP = Doppelpack (Sex mit zwei Frauen) oder: double Penetration (zwei Männer in einer Frau) – Sex with 2 women or double penetration (2 men in one woman)
  • EL = Eierlecken – licking the balls
  • FFT = Faustfick total – Fist Fuck totally
  • FP = Französisch pur (Blasen ohne Gummi und ohne Aufnahme) – blow job without rubber
  • FT = Französisch total doppeldeutig: Blasen ohne Gummi mit Spermaschlucken und seltener: Blasen ohne Gummi bis zum Finale – Blow job without condom and with swallowing the sperm.
  • GB = Gesichtsbesamung (manchmal auch Gangbang, also Gruppensex, aber mit deutlichem Männerüberschuss) Ejaculating into the face.
  • GS = Gruppensex – Group Sex.
  • Kvp = Kaviar Passiv (Frau lässt sich anscheißen) – Man shits on woman
  • SW = Sandwich, eine Frau zwischen zwei Männern – one woman between 2 men tbl, = tabulos, ALLES ist erlaubt – without taboo, everything permitted.
  • ZA = Zungenanal (am / im Hintereingang lecken) – licking the anus.

So when you read this, I don´t need another study to analyse if prostitution is a service or not. Licking the anus of a stranger is not a job. We have to stop the denial.

How can a woman stand this? And this is the question we have to ask ourselves.

This is what the German trauma expert Michaela Huber says:

  • “To allow strangers to penetrate one’s body, it is necessary to extinguish some natural phenomena: fear, shame, disgust, strangeness, contempt and self-blame.
  • In their place these women put indifference, neutrality, a functional conception of penetration, a reinterpretation of this act as a “job” or “service”.
  • Most of the women in prostitution have learned, through sexual violence or neglect in their childhood, to switch themselves off.

So when we look now at the pre-condition for entering prostitution, we must realize that the majority of women have experienced severe forms of violence in their childhoods.

There are 3 studies[9]: One by Melissa Farley, the other two from German research institutions. We see that sexual violence and physical violence is very dominant.

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So what does trauma do with a person?

This is a sentence I remembered a couple of years ago when this women who survived 9/11 was invited on the German TV:

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„I needed 10 years to understand that I was a survivor and not a victim anymore.”

She went home and she washed herself, she got rid of the dust on her skin, but there was something in her brain that she couldn´t get rid of. In fact she developed Post Traumatic Stress Disorder.

Studies have shown that PTSD[10] is very current among women in prostitution. That´s why I want to first explain to you what simple PTSD is.

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Trauma is an injury that affects:

  • The Brain: Biology and Anatomy
  • The Body
  • The Behavior / Relationships
  • The Psyche

I want to introduce you first to the neurobiology of trauma:

Here are the parts of the brain who are involved in trauma:

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  • The prefrontal cortex
  • The “old brain”
  • The limbic system with the amygdala and the hippocampus.

The prefrontal cortex has the capacity to understand and to be in a situation, try to make decisions, remember the past, react, calm down.

The “old brain” has the primitive functions: it´s our autonomic nervous system that will activate our organs to keep us alive. It will make our hart beat faster, our breathing faster, etc.

The amygdala is our alarm system, it has 2 functions:

  • It is constandly scanning our surroundings if something wants to kill us and if we are in danger, it produces hormones that put us in a situation that enable us to survive, it´s the “fight or flight reaction”.
  • It is also a memory, as we need to remember what was dangerous for us.

The hippocampus is the memory maker. So when information comes in, it will organize it, group it and store it.

So if someone is under heavy distress, the amygdala fires off and sends messages (to glands) in our body that produce hormones to put us in a situation so that we can fight or flight or freeze:

There are 4 hormones that are involved in that[11]:

– Adrenaline that puts our body in a condition to fight back to keep us alive or to flee.

– Cortisol, that gives us the energy in order to execute the fight/flight reaction.

And 2 hormones to block the pain:

– Opioids, which are natural morphines, they protect us from pain, but they block all other emotions also. So sometimes it can happen that women who get raped and talk about what happened to them, say this without emotions.

– Oxytocin: that promotes good feelings, also to block pain. The body gets in a condition that we feel good. People will describe the trauma and smile. This can be incredibly confusing and can perhaps also explain the high rate of re-victimization. Prostitution can be a self destructive behaviour to reduce inside pain.

So victims of trauma will have a mixture of a combination of those hormones. It can go up and down, etc. But when you are in danger and you can not flee, the hormone concentration make us freeze. The prefrontal cortex gets flooded by the cathecholomines and we can not make a decision anymore. You know what is happening but you can not stop it, you dissociate.

Here you can see the 2 reactions and what it is doing with us:

  • Fight/ Flight Reaktion:
    • Heart is beating faster, blood pressure increases,
    • Fast breathing,
    • Sweating,
    • Muscle tension increases,
    • The body gets energy in the blood (blood sugar, fats)
    • Pain tolerance increases,
    • The immune system is highly activated,…
    • Reduced blood circulation in several organs that are not needed now (Reproduction, gastrointestinal system ,..),
  • Dissociation: If the stress becomes too intense, the amygdala is being isolated with anaesthetic substances.
    • Awareness and the memory are affected: Like being in trance,…
    • Body feeling is affected: numbness, like standing aside, like watching the scene from far away.
    • The perception of the environment is affected: like looking through a tunnel, or every thing is foggy,
    • Identity is affected: playing a role, confusion about one’s own identity, multiple identities,…

Second lesson to learn: The system of prostitution profits from the phenomenon of dissociation, in which women aren’t in a position to defend themselves. They make their bodies available and suffer extreme violence. These women become more and more traumatized.

The phenomenon of dissociation isn’t something that you can turn on and off as you wish. The dissociation can remain. There are integrative functions that can be extinguished for extended periods of time. It’s impressive to me every time I see these women reconnect with life. After successful therapy, some say: “Now I can feel pain” or “I can smell now and food has a taste” or “I understand who I am now.”

If it were just the phenomenon of dissociation, the damages from prostitution would be limited to that level, but there are also traumatic memories. During dissociation, the body and the cortex are largely anesthetized. One perceives things, but they aren’t all remembered in the cortex. Because the hyppocampus is not working properly during trauma, the information and the contextualisation of the incidents can not be stored properly. So victims of trauma are not always able to say: “this happened to me at that time, at that place.” There can be amnesia too, holes in the memory. Parts of the experience is recorded in another part of the brain, which we call “traumatic memory.” (A part of the amygdale.)

I will show you 2 pictures[12] of the brains of a couple who were victims in a severe car accident. They were put into a computer tomograph and somebody read the story of the accident.

– Here is the reaction of the man, he reacts with fight/flight. The woman dissociates:

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This was an experiment done by Van der Kolk, and he asked himself, why one person reacted like this, and the other one with dissociation. When he talked to the woman, he realized that she had been a victim of neglect in her childhood. So she had learned very early to switch off.

That means that the traumatic memory is full of information that puts the amygdala on fire every time it is triggered. It puts you in a condition to react with fight/flight or dissociation. This explains the high rate of re-victimization among the victims. They have learned to freeze as soon they get triggered. They can not defend or protect themselves anymore.

Just a couple of words about the traumatic memory: This memory doesn’t function under the same principals as the cortex. It’s a kind of black box to which we don’t have conscious access and we don’t even know that it exists. This memory collects traumatic experiences in a disorderly way, without a sense of space and time. It isn’t semantic; it doesn’t have language. It can be brought on at any moment by “trigger” events that revive the trauma: a smell, a color, a sound, images, words, phrases, etc. At that moment, it triggers an intense anxiety, as if the person was reliving the trauma at that very instant. It’s what they call a “flashback.” These reactions are known as PTSD: post-traumatic stress disorder. It´s like having a time bomb in the head.

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Here I have listed the symptoms of PTSD: Trauma is a fear reaction. The body continues to feel as if the trauma is happening again all the time, and again, and again. The brain is being damaged and makes us think that the danger is still there, that it is not gone.

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So this is a simple PTSD, a person who has been victim of a trauma Typ I, like the victim of 9/11.

What happens now if somebody is repeatedly exposed to traumatic abuse? And it´s actually heard by people who should care? You can imagine that our alarm system is totally disregulated and our capacity to calm down and to feel safe has not been developed. Many studies over PTSD have realized a high comorbidity with other mental disorders[13].

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Victims of interpersonal and chronical abuse are under constant distress. There was no safe place, no safe person for them. They don´t know what that means. Those children also develop a sense of self in this environment. Those who should help hurt. So the self is doused in abandonment, deception, blame, humiliation and isolation. The child develops a deep sense of shame, because they think that it´s their fault that this has happened.

Those people, when they become adults, meet many diagnostic[14] criteria. But perhaps they have only one. It´s complex trauma.[15]

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For more than 30 years experts in trauma have wanted to have this new diagnosis to be accepted in the classification system. It was refused in ’94 when the DSM4 came out, and again refused in 2013 for the DSM5. Van der Kolk says that we have an insane diagnostic system that ignores people’s lives. It is just classifying people into diagnoses by describing symptoms but does not identifiy what people actually suffer from. So again: keep silent.

  1. People with complex trauma have difficulties regulating their emotions and impulses. They tend to overreact to stress. They have difficulties to calm themselves down, because they didn´t learn it. They become self-destructive, because external pain is easier to support than inside pain: eating disorders, self harm, addictions, prostitution,..
  2. They often have dissociative symptoms. The information and experiences are not narrative. They can not talk about what happened to them, because the memory is not integrated. It continues to impact their life, but it can not be spoken. There are no files in the brain of those persons where they can say what happened to them. Their memory is fragmented. The only way to get away, if you can not flee physically, it´s to go away with your mind: you dissociate. They haven’t learned to protect themselves, to defend themselves. That’s why re-victimization happens so often. One of the strongest forms of dissociation is to develop a multiple personality.
  3. The way they perceive themselves gets destroyed. They have perpetrator introjections: they think that they are unlovable, incapable, undesirable. Victims blame themselves and believe that nobody will understand. They carry a great sense of shame. Not just about what was done to them, but thinking that it was done to them because of who they are.
  4. Changes in the perception of the perpetrator: they constantly think of the perpetrator, they feel controlled by him even if he is not there anymore, they take the perpetrator’s view of themselves, they attribute total power to the abuser. They bond to their abuser because bonding is necessary for the child to grow up. Very often the abuser is also a nice person. Many trafficked victim call their pimps daddy.
  5. They have no model in their minds of what a healthy relationship looks like. You can´t do what you have never seen. So very often they get the diagnosis of a personality disorder called borderline.
  6. Chronic trauma affects the body also. They suffer of somatization.

So in therapy we give them the skills to self-management. We put words on that what was hidden, we uncover the lies. We cry. We show them that a different kind of relationship is possible.

The dynamic of prostitution and trauma is “you have no choice”. Understanding what happened and has been done with one’s self opens a door and lets one say: “I have the choice”.

Thank you!

Dr. Ingeborg Kraus
Psychologist and expert in psychotraumatology
Initiator of the appeal “German psychologists and the scientific case against prostitution
http://www.trauma-and-prostitution.eu/

Quelle: Trauma and Prostitution (klick)