Gerechtigkeit

Studium geschafft: ich bin jetzt Diplomjuristin (Univ.)

Ab heute ist es offiziell – und ich muss es in die Welt rausschrei(b)en, weil ich mich so freue.

Ich habe das 1. Juristische Staatsexamen bestanden und damit mein Jurastudium abgeschlossen.

Ich bin nun Rechtswissenschaftlerin, Diplomjuristin (Univ.) mit dem Schwerpunktbereich „Strafrecht und Internationales“. Mein Schwerpunkt umfasst u.a.:

StPO-Vertiefung, Praxis der Strafverteidigung, Europäisches und Internationales Straf- und Strafprozessrecht, Völkerrecht AT, Internationale Organisationen, Internationaler Menschenrechtsschutz, Humanitäres Völkerrecht.

Das war ein ganz schön langer Weg bis hierher. Seit 2012 verbringe ich nun damit, Bildung nachzuholen. Erst das Abitur nachholen, das ich wegen meines Menschenhändlers abgebrochen hatte, dann das Jurastudium.

Viele Menschen denken, wenn man den Ausstieg geschafft hat, hat man alles geschafft und dieses Leben hinter sich gelassen. Diejenigen, die von Ausbeutung und Prostitution betroffen waren, die wissen, dass dem nicht so ist. Der Ausstieg bedeutet nicht das Ende dieses Lebens, in dem man war, sondern „nur“ den physischen Ausstieg. Die Erlebnisse aber bleiben, das Trauma belastet und zeigt sich in seiner ganzen Intensität meist erst nach dem Ausstieg.

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Rechtsphilosophische Gedanken zur Prostitution

Nach Platon bedeutet Gerechtigkeit die Harmonie dreier Seelenteile zueinander. Die Harmonie zwischen der Vernunft, dem Mut und der Begierde, wobei die Vernunft die Entscheidungen trifft und der Mut hilft, die Vernunft zu unterstützen, indem er die Begierde unter Kontrolle hält. Platon überträgt diese Gerechtigkeitstheorie auf den Staat, indem er sagt, dass die Philosophenkönige die Vernunft darstellen und die Entscheidungen treffen. Den Mut repräsentieren die Wächter. Sie helfen dabei die Begierde, nämlich das Volk, in Zaum zu halten.

Auf unser Staatssystem ist das so nicht übertragbar, da wir in einer Demokratie leben, in der das Volk sinngemäß nicht das unterste Feld, nämlich das der Begierde darstellen sollte, sondern den Staat gestalten soll, gemäß dem Prinzip der Volkssouveränität. Die Vernunft sollte demnach in unserem Staat nicht wie bei Platons Staatsempfinden durch Philosophenkönige, sondern durch unser Volk verkörpert werden. Wenn wir also diese große Aufgabe haben, die Vernunft im Staat sein zu dürfen, dann sollten wir dieser Aufgabe auch gerecht werden. Was die Prostitution betrifft ist es seit vielen Jahren leider so, dass ein Großteil des Volkes wie in Platons Staatstheorie wirklich den Seelenteil der „Begierde“ darstellt und der Mut nicht ausreichend ist, um die Begierde durch die Unterstützung der Vernunft zu schwächen. Was bleibt in einem demokratischen Staat, in dem das Volk die Stelle der Begierde anstatt der Vernunft einnimmt? Wer ist dann die Vernunft? Gibt es überhaupt noch eine?

Deswegen braucht es vermehrten Mut, vermehrten Aufschrei von Menschen, um der Begierde den Kampf anzusagen und die Menschen bezüglich der Prostitutionsdebatte wieder in die „Vernunft-Position“ zu bringen. Denn eine Gesellschaft, die sich zu dem Grundgesetz und den Grundrechten bekennt, die von Gerechtigkeit redet, sollte diesen Mut aufbringen, der nötig ist, die weit verbreitete Begierde zu kontrollieren, um die Vernunft walten zu lassen um somit das Leid anderer Menschen nicht wahllos hinzunehmen.